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FRIEDBERG 97
die plastische Form erkennen. Bei dem Kinde hat dieser Versuch zu einer
völlig greisenhaften Gesichtsdarstellung geführt. Das Werk ist farbig behandelt,
die Gewandbehandlung von grossem schönem Linienfluss in der Fältung.
Die frühgothischen Skulpturen im Bogenfelde des südlichen Portals des Quer-
hauses, die Kreuzigung darstellend, zeichnen sich durch die ruhige, grosse Gewand-
behandlung aus, während die Behandlung des Körperlichen, insbesondere der
Gesichter, noch recht unbeholfen ist. Sie haben noch Spuren der ehemaligen
Malerei, die dem Werke einen höheren Reiz verliehen haben mag.
Schmicdsigerner Wandleuchter
aus der
Marienkirche zn Frieöberg ,
Aufgenommen von Karl Bronner, Architekt.
Kerl J
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2. 58.
Dass überhaupt die Bildhauer der Friedberger Kunstwerke die Einzelaus-
führung der malerischen Behandlung mit Farben überliessen, lehrt der dreitheilige
Einsatz zu einem Altarschrein im Museum zu Darmstadt, welcher, seiner malerischen
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Hülle völlig entkleidet, die drei plastischen Gruppen des Gebetes in Gethsemane,
der Geisselung und Kreuztragung enthält und in seiner Nacktheit trotz der Natürlich-
keit und Bewegtheit der Darstellung einen recht rohen Eindruck macht. Wesentlich
besser geschnitzt ist jedoch eine Bischofsgestalt aus Holz in demselben Museum
aus der Zeit um 1500, die zwar ohne höheren seelischen Ausdruck, aber doch gut
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naturalistisch ausgeführt ist.
Ausser den erwähnten Altarmalereien haben sich in der Stadtkirche, von deren Malereien
Freskomalereien im Innern nur matte Spuren figürlicher Darstellungen an einem
Pfeiler vorhanden sind, mehrere Tafelmalereien von geringerem Werthe erhalten.
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