Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

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FRIEDBERG 99 
zwischen den vorspringenden Pfeilern des Chores und den Vierungspfeilern aus- 
füllt. Dasselbe hat Klappsitze, ist mit Säulchen, an den Knäufen der Lehne mit 
Blattwerk, Rosetten und Masken und an den Enden mit hohen durchbrochenen 
Maasswerklehnen verziert. 
Ein grosser Schrank aus Tannenholz mit schönen spätgothischen Flach- 
schnitzereien und Eisenbeschlägen, der früher in der Sakristei der Stadtkirche stand 
und zur Aufnahme von kirchlichen Gegenständen bestimmt war, befindet sich jetzt 
im Grossherzoglichen Museum zu Darmstadt. 
Zwei grosse Kronleuchter aus Bronze mit geschwungenen Armen und dem 
Doppeladler der Stadt Friedberg sind eine Stiftung von Joh. Heinr. Berg aus dem 
Jahre 1752.') 
Im Chore und Querhause haben sich in den Fenstern Glasmalereien aus der 
Spätzeit der gothischen Kunst erhalten. Das Mittelfenster des Chores ist, nach 
Ergänzung einiger unwesentlicher Stücke, vollständig und ein prächtiges Werk mittel- 
alterlicher Glasmalerei, sowohl stilistisch wie in den saftigen, leuchtenden Farben. 
Den untern Theil des Fensters füllt ein buntes Teppichmuster aus, den obern Theil 
Figuren, die in reichen gothischen Bogenfeldern oder unter Baldachinen stehen. 
Zwischen beiden Theilen sind drei Wappen angebracht, der Doppeladler zwischen 
zwei einfachen Adlern, also die beiden Wappen, wie Stadt und Burg sie in ihrem Siegel 
geführt haben. Die Figuren sind in zwei Reihen angebracht: die untere zeigt uns 
einen Bischof, der einem Armen eine Gabe reicht, zwischen zwei heiligen Frauen, 
die obere die in voller Glorie erstrahlende Madonna mit dem Kinde gleichfalls 
zwischen zwei heiligen Frauen. Sämmtliche Figuren sind im Stile der gothischen 
Spätzeit mit faltenreichen Gewändern, die Frauen lieblich, der Bischof ernst und 
würdig dargestellt und kennzeichnen sich auch in der Zeichnung als tüchtige 
Leistungen der Spätgothik. Auf dem reich gestalteten Baldachin der Madonna 
steht ein Engel und in den Kreis des Bogenfeldes ist nochmals die Madonna 
mit dem Kinde als Brustbild eingesetzt. Die beiden anderen restaurirten Fenster 
des Chores haben nur noch Bruchstücke der ursprünglichen Glasmalereien, die eine 
ähnliche Anordnung des Figürlichen wie in dem Mittelfenster zeigen; zu erkennen 
sind noch die Gestalten von Christus, Heiligen, Bischöfen, vom Agnus dei. Im 
Bogenfelde des im Uebrigen grösstentheils vermauerten östlichen Fensters des nörd- 
lichen Querhauses sind Engel dargestellt. 
In dem nördlichen Thurm der Stadtkirche hängen 7 Glocken. ?) 
I) Die Sonntagsglocke, 1,50 hoch 1,70 breit, trägt oben die Umschrift in 
lateinischen Majuskeln: 
ı) JEHOVA WIRK IN DENEN AL DIE HOREN WERDFN 
MEINEN SCHAL DAS SIE LAUFEN AN DEN ORT WO MAN HORET 
GOTTES, WORT ALDA ZU. WIBCKEN IN DER ZEIT DAS SIE 
BRINGT ZUR SELIGKEIT. 
2) IN GOTTES NAMEN FLOS ICH. TILMAN SCHMID VON 
ASLAR GOS MICH. 
I) Dieffenbach a. a. O. S. 57. 2) Vgl. Dieffenbach a. a. O. S. 336. 
Kronleuchter 
Glasmalereien 
Glocken 
  
 
	        
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