Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

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FRIEDBERG 103 
offenen Doppelkranz aus behauenen Sandsteinen und durch diesen tief hinunter in 
einen Brunnen sieht, zu dessen Wasserspiegel an den Flächen der vierseitigen 
Ummauerung Treppen hinabführen. In das Innere dieses Brunnens steigt man 
über mehrere Stufen durch eine Art Kellerhals hinab, der mit einer Wendung zur 
Rechten vor eine Thüröffnung führt, die ein mit Birnstab und Kehle profilirtes 
Gewände mit einem sechszackigen Spitzbogen hat, dessen obere beide Zacken 
jedoch dem Sturze nur aufgemeisselt sind. Durch dieses Portal kommen wir auf 
das oberste Podest der Treppenanlage, von dem aus man auf 3 je von einer 
Mauer zur andern auf das hier befindliche Podest führenden Steintreppen von je 
i1 Stufen hinabsteigt. Diese Treppen liegen vor den aus behauenen Steinen er- 
bauten Mauern in Nischen, die mit einschenkligen Bogen überdeckt sind, welche 
über den Podesten auf Säulen und Konsolen ruhen. Die sechste, unterste Treppe 
steht bereits theilweise unter Wasser, bald weniger, bald mehr, je nachdem das 
Wasser fällt oder steigt. Die Mauern zwischen den einzelnen Treppen haben 
spitzbogige Nischen. Sowohl diese wie die Säulen und Konsolen lassen keinen 
Zweifel darüber aufkommen, dass wir es hier mit einem Bauwerk zu thun haben, 
welches noch dem Kreise der frühgothischen Kunst angehört. Denn die aus Sand- 
stein hergestellten Rundsäulen haben zum grössten Theil mit Laubwerk verzierte 
Kelchkapitäle und Platten, deren Profile sich aus der scharfen gothischen Schräge 
und noch romanisch geschnittenen Hohlkehlen und Wülsten zusammensetzen (Fig. 60). 
Die Basen bestehen aus dem umgekehrten Würfelkapitäle und zwei flachen Wülsten 
(Tellerbasen). Die Errichtung dieses Bauwerkes dürfte in die Zeit der ersten Bauperiode 
der Liebfrauen- oder Stadtkirche fallen. Urkundlich wird es zuerst 1350 erwähnt, 
als Ulrich von Hanau »die Judenschule, Judenbad, alle Judenhäuser und Hobestede 
zu Friedberg den Bürgemeistern, Scheffen und Rad und gemeiner Stadt zu Friedberg 
um eine genannte Summe Geldes verkaufte. « !) 
Die Bestimmung dieses annähernd 23,50 m tiefen und 5,3 m im Lichten 
breiten, im Grundriss quadratförmigen, brunnenartigen Bauwerkes ist nicht mehr 
zweifelhaft: es diente als Frauenbad rituellen Zwecken, so wenig geeignet es 
wegen der Kälte seines Wassers und seiner Luft hierzu erscheinen mag. Dieser 
Umstand erklärt auch die künstlerische Ausstattung, welche man dem eigenthüm- 
lichen Bauwerke zu geben für nöthig erachtete. An einigen Stellen finden sich 
im Innern hebräische Inschriften. 
Die Wiederherstellung und Erhaltung dieses interessanten Bauwerkes ist da- 
durch gesichert, dass die jüdische Gemeinde in Friedberg es aus Privatbesitz, 
in den es gelangt war, wieder erworben hat. 
PROFANGEBÄUDE 
Das Rathhaus liegt in der seit der Anwesenheit des deutschen Kaisers Wil- 
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helm in Friedberg 1874 sogenannten Kaiserstrasse, welche vom südlichen oder 
vorderen Burgthore aus in gerader Linie und in auffallender Breite die Stadt von 
ı) Dieffenbach a. a. ©. S. 309. 
  
  
Rathhaus 
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FEREEIT GEBURT DES ZEBEEREERREREEN 
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