Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
FRIEDBERG 105 
einen dreitheiligen Giebelaufsatz und im mittleren Felde des letzteren den Fried- 
berger Doppeladler in Relief mit der Jahreszahl 1738 darüber. 
Der in der Kasernenstrasse gelegene ehemalige Arnsburger Hof, die s. g. 
»Kloster-Kaserne«, ist ein dreistöckiger Putzbau mit Quadern an den Ecken und 
schlichten Sandsteinfassungen an den Fenstern. Sein Hauptgebäude ist früher als 
Kaserne benützt worden und seit 1873 Eigenthum des Reichs. 
Unter einem Adler mit einem Brustschild aus Sandstein in einem spätbarocken 
Schnörkelrahmen steht das Chronostichon : 
CVrla arnsbVrgensIs / eXeMpta/ In CIVItate / FrleDbVrgensT. 
Das Haus ist somit 1737 erbaut. 
Uebrigens haben sich trotz der mehrfachen grossen Brände eine stattliche 
Anzahl alter Häuser in der Kaiserstrasse und in den Nebengassen erhalten, die 
freilich im Innern Umbauten erfahren und neue Gewänder, bald in Putz, bald in 
Schiefer, erhalten haben. Das älteste Haus reicht anscheinend noch in romanische 
Zeit zurück; wenigstens deutet 
dieses das Portal der Thorfahrt 
aus Lungstein an, das ein rund- 
bogiges Gewände mit schlichtem 
Kämpfergesimse aus Kehle und 
Platte hat (Fig. 61). Ein buntes 
malerisches Bild gewährt die Kai- 
serstrasse; die meistens mit Schie- 
fer bekleideten alten, zum Theil 
recht schmalen Holzhäuser sind 
reichlich mit Erkern von verschie- 
dener Form versehen und kehren 
ihre hohen Giebel der Strasse zu. 
Hinter ihnen sind verhältniss- 
mässig tiefe Höfe mit langen Hin- 
tergebäuden;; offene, gallerieartige 
Gänge scheinen, nach einem der 
  
ältesten Beispiele zu schliessen, 
früher den Zutritt zu den Ge- 
Fig. 61. Friedberg. Romanisches Portal eines Hauses 
mächern vermittelt zu haben. Ein (des Mathildenstiftes) der Kaiserstrasse, 
Haus der Kaiserstrasse, dessen 
Untergeschoss aus Stein erbaut ist, erinnert mit seinen beiden spitzbogigen Thür- 
öffnungen noch an die gothische Zeit; dass das Untergeschoss ehemals einen ein- 
zigen offenen Raum bildete, lehrt der in der Zwischenwand noch sichtbare Holz- 
pfeiler. Es hiess »zur Rosenecke« ; dieser Name wird 1397 urkundlich erwähnt. 
1425 wird das Haus »zur Jungfrau« erwähnt; noch heute befindet sich an 
einem Hause an der Ecke der Kaiserstrasse und Schirngasse das Steinbild einer 
Jungfrau auf gothischer Blattkonsole, eine gute handwerkliche Arbeit. Das von 
einem Gürtel gehaltene Untergewand zeigt gute feine, der von den Händen ge- 
haltene Mantel entsprechend breitere Fältung, wie die verschiedenen Stoffe sie 
Kloster-Kaserne 
  
  
 
	        
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