Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
FRIEDBERG 107 
Sie war dem hl. Georg geweiht 
und wurde 1372 durch einen 
  
Glockenthurm und 1379 durch 
einen neuen Chor erweitert. Im 
Jahre 1783 wurde diese Kirche 
  
wegen Baufälligkeit abgebrochen; 
der Neubau verzögerte sich so, 
dass die Weihe der die Einwirk- 
ungen des Empire-Stils zeigenden 
Kirche erst im Jahre 1808 statt- 
finden konnte. !) Sie ist ein 
rechteckiger Bau, dessen Lang- 
seiten von Norden nach Süden 
  
sich erstrecken; ein stumpfer qua- 
dratischer Thurm ist ihr an der 
   
  
  
Westseite angebaut. Ihre ein- 
  
  
  
  
gehendere Würdigung, die üb- 
   
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rigens des Erfreulichen wenig bieten h 
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würde, fällt aus dem Kreise unserer Pie 0s- Predbeir Do vi 
Betrachtungen heraus. Erhalten 5 
haben sich jedoch noch einige ältere Gegenstände kirchlicher Kunst, die ihr ange- 
hörten, und deren Betrachtung wir zweckgemäss hier einzureihen haben. 
Ein Crucifixus in etwas überlebensgrosser Gestalt des Gekreuzigten aus Holz 
ist ein recht tüchtiges Werk des aufkommenden Naturalismus aus dem Ende des 
15. Jahrhunderts. Er verdiente eine sorgfältige Restauration und Aufstellung in 
einer der Kirchen Friedberg’s. Zur Zeit steht er in der Sakristei der Stadtkirche. 
Zu diesem Crucifixus gehören zwei auf beiden Seiten mit Figuren bemalte Holz- 
tafeln, deren Gestalt den Contouren der Figuren nachgeschnitten ist. Dieselben 
waren unter den Kreuzarmen angebracht. Durch eine grosse Linienführung auf 
monumentale Wirkung berechnet, zeigen die Malereien auch entsprechend ernste 
Ausführung des seelischen Ausdruckes, des Leidens und der Ergebung, welche sie 
über die Werke des rein handwerklichen Schaffens hinaushebt. Aufgestellt, zeigen 
sie auf den beiden einander entsprechenden Seiten je die Bilder der Maria und 
des Johannes, jedoch sind die auf der einen Seite von anderer Hand ausgeführt 
als die auf der andern. Zeigen jene noch in der Darstellung des Seelischen, in 
der scharfen Linienführung der Contouren und in der Gewandbehandlung den Ein- 
fluss der spätgothischen Malerei — die schlanken Finger der Hände erinnern an 
die Schongauer’sche Schule —, so sind die der andern schon weitaus freiere, aber 
immer noch ansprechende Malereien einer etwas späteren, die Schranken der 
Gothik bereits überwindenden Zeit. Auch diese Bilder haben stark gelitten. 
Auf dem Altare der Burgkirche steht ein dem ersten Viertel. des 16, Jahr: 
hunderts entstammendes Altarkreuz aus vergoldetem Kupfer und aus Silber, welches, 
ı) Ueber die Kapelle und spätere Kirche der Burg findet sich Näheres bei Dieffenbach a. a. O. S. 61. etc, 
u. S. 275 u. 276. 
 
	        
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