Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

FRIEDBERG 117 
dessen äussere Mauer mit dicht aneinander gesetzten runden Nischen versehen ist. 
Vor diesem Zwinger befindet sich heute im Burggarten ein Graben, dessen östliche 
Böschung sich in der Höhe der äusseren Umfassungsmauer zu einem Wege abflacht, 
unter dem die ehemaligen Gewölbe der Thürme und in der Mauer die Schiessscharten 
noch vorhanden sind. Von jenem zweiten Zwinger aus waren zwei Zugänge nach der 
inneren Burg durch zwei gewölbte Räume hergestellt. Ein grosser mittlerer, überhalb- 
runder und zwei halbrunde Eckthürme, von denen die letzteren tiefer unten wieder mit 
Spitzen vortretende Schanzen vor sich hatten, vervollständigten die Wehranlage an dieser 
Seite. Der mittlere Thurm hatte eine jetzt zugemauerte rundbogige Ausfallpforte 
nach dem äussersten Burgabhange zu. 
  
Wir haben uns nun noch mit den beiden Thorbauten und dem mächtigsten Boll- Das vordere Thor 
werk der Burg, dem »dicken Thurme«, zu beschäftigen. Mit der Stadt verband die Burg 
das vordere oder südlich gelegene Thor (Fig. 70 und 71). In den oberen Theilen noch 
  
  
  
  
wohl erhalten, deutet die Anlage durch die steinerne Brücke, welche von der Stadt über 
den Graben zur Burg hinüberleitet, doch an, dass ihr Zweck kein kriegerischer mehr ist. 
Von der Staatseite aus gesehen, erscheint das Thor als ein mehr breiter als 
  
hoher Bau, der einen zweigeschossigen mit Walmdach und Giebel bekrönten Mittelbau 
  
mit spitzbogiger Thoröffnung und zwei runde Seitenthürme hat. Die Thoröffnung liegt in 
umrahmtem viereckigem Felde und hat ein aussen mit Hohlkehlen zwischen Stegen profi- 
lirtes Sandsteingewände, hinter dem an der Innenseite die stei- 
| | x L | nernen Pfannen für das Thor noch vorhanden sind (Fig. 72). 
Die rechteckige Einfassung hat ein Profil aus Hohlkehle und 
  
  
  
  
  
  
Y Schräge. Das obere Stockwerk ist etwas vorgekragt; ein 
TT3 N, Profil aus schmaler Schräge und tiefer Hohlkehle bildet den 
unteren Saum. Die Thorthürme haben spitze Helme, die 
  
wie das Dach mit Schiefer bekleidet sind. Schiessscharten 
für Büchsen befinden sich an allen drei Theilen. Westlich 
Fi. v2. Kreide neben dem Östthurme des Thores ist eine spitzbogige 
Profild. vord. Burgthores. Pforte angebracht, welche zu einer in der Höhe der Brücke 
zu dieser führenden Gallerie gehört. Hier konnte der 
Wächter jeden Ankommenden abfertigen, der sich ee 
vor dem Eintritt in die Burg auszuweisen hatte. : ARE! 
Ueber den Ecken des am Mittelbau aufsteigenden 
Gesimses sind zwei Konsolen angebracht, die eine 
mit einem Kelchkapitäl aus Blattwerk, die andere 
mit einem weiblichen Brustbilde mit Wappen. Ueber 
dem Thore sieht man einen Vierpass mit spitzen 
Winkeln an den Seiten (Fig. 73), dessen Inschrift in 
gothischen Minuskeln lautet: frit jun ba) ich. 1493. 
Der Stein soll am Gewölbe des Kaisersaales in dem 
  
1684 eingestürzten vordersten Burgthurme ver- 
#20. 73: 
wendet gewesen sein. 1) Ueber der Thornische Vierpass am vordern Burgthore. 
  
ı) Dieftenbach a. a. ©. S. 28r. 
  
  
  
  
  
  
 
	        
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