FRIEDBERG T2H
gelangen wir an das innerste, in den Burghof einführende Thor. Hier sind neben
den Pfannen für das Hofthor auch noch die Rillen für das Fallgatter vorhanden.
Ueber dieses Thor führt der Wehrgang der innersten Burgmauer, der hier zwei
dreibogige Schiessscharten hat, hinweg zu einer Treppenanlage, auf der man zur
Pforte des Adolfsthurmes'!) (Fig. 76) emporsteigt, die durch eine kleine Brücke Der Adolfsthurm
mit dem Podeste verbunden ist. Dieser Thurm ist ein äusserst festes und zugleich
das höchste Bollwerk der Burg. Er soll von dem Grafen Adolf von Nassau, der
in einer Fehde von der Burg in Gemeinschaft mit der Stadt im Jahre 1374 ge-
schlagen und gefangen genommen wurde, zu seiner Lösung erbaut worden sein. ?)
Er besteht aus zwei cylinderförmigen Theilen, einem unteren breiten und einem
oberen bedeutend schmäleren. Der untere ist mit Schiessscharten versehen und
hat oben ausser einem vorgekragten Maschikuli noch die Kragsteine für 4 Thürm-
chen. Der obere Cylinder hat einen breiten, auf einen Spitzbogenfries gestützten
Rand mit dreitheiligen Zinnen. Der heutige kegelförmige steinerne Helm ist nach
alten Bildern, auf denen er indess als hölzerner Thurmhelm dargestellt ist, 1893
erbaut worden. Von der hoch gelegenen Pforte aus gelangt man abwärts zunächst
über eine steinerne Spindeltreppe, alsdann über eine .Holzleiter in einen mit
einer Kuppel überwölbten Raum und zu dem Gewölbe des Verliesses, welches
eine viereckige Oeffnung hat und noch heute die hölzerne Haspel zum Hinab-
und Heraufziehen trägt. Aufwärts gelangt man, gleichfalls über eine steinerne
Spindeltreppe, zunächst in ein Kuppelgewölbe mit Schiessscharten und alsdann in
einen zweiten ähnlichen Raum, der noch den alten auf 2 Säulen und Konsolen
ruhenden Kamin und in der Mauer ein kleines Nebengemach mit Tonnengewölbe
hat. Hierauf gelangt man zu dem Umgang um den oberen Cylinderbau, in dem
man auf neuen hölzernen Treppen auf den obersten Umgang emporsteigt, von wo der
neue kegelförmige Helm aufsteig. Der Thurm hat ein sehr starkes, aus unregel-
mässigen Steinen hergestelltes Mauerwerk. Wichtig für die Zeitbesiimmung des
westlichen Langhauses der Stadtkirche sind zwei Steinmetzzeichen, 2
die an dieser und an der Spindeltreppe des Adolfsthurmes vor- 2 |
kommen, der nach obiger Angabe nach 1374 erbaut worden ist.
Das mächtigste Bollwerk der Burg ist der sog. dicke Thurm (Fig 77 u. 78), Der dicke Thurm
der sich vor dem Rundthurm der Südwestecke jenseits des Burggrabens erhebt
und geeignet war, eben so wohl die Stadt wie einen hier nahenden Feind in Schach
zu halten, sowie die unter ihm gelegene Vorstadt »Garten« zu schützen. Dieser
Thurm, in dessen Inneres man jetzt von der Chaussee aus gelangt, hat zwei runde
mit Kuppeln überdeckte und oben mit runden Oeffnungen versehene Räume über-
einander. Der untere Kuppelraum war ehemals durch eine Balkendecke in 2 Ge-
schosse getheilt, von denen jedes breite Schiessscharten hat. Ein mit einem
Tonnengewölbe überdeckter Gang, an dessen Ende eine jetzt vermauerte spitz-
bogige Thüröffnung in der Seitenmauer angebracht ist, verband das untere Gemach
mit dem südwestlichen Eckthurm der Burg, die wiederum durch einen Gang und
1) Der Name »Adolfsthurm« ist neueren Ursprungs; früher hiess dieser Thurm »hoher Thurm« u. auch »dicker
Thurm«. Der heute als »dicker Thurm« bezeichnete Thurm hiess »das Bollwerk«,
2) Dieffenbach a, a. O. S. 8r.