HAUSEN 131
VON UND ZU CRONBERGK DERO ZEIT BURGKGRAVE ZU FRIDT-
BERGK UND FRAW ANNA VON CRONBERGK GEBORNE RIEDTESELIN
ZU EYSENBACH. Dieselben Wappen befinden sich über zwei seitlichen Thoren
des Besitzthums, hier mit den Jahreszahlen 1614 und 1616. Ein Friedberger
Doppeladler aus Sandstein mit der Jahreszahl 1768 befindet sich über einem
Pförtehen der Hofmauer. Ein runder Brunnen aus Sandstein mit 2 Pfeilern und
Querbalken in deutscher Renaissance ist 1851 wiederhergestellt worden. Erwähnung
verdienen vor Allem einige kunsthandwerkliche Schätze, welche das Herrschafts-
haus birgt. Eine Miniaturausgabe von Arndt’s Paradiesgärtlein aus dem Jahre 1705
hat silberne ciselirte Deckel von recht feiner Arbeit mit den Darstellungen der
Taufe Christi und des Abendmahls; Roll- und Bandwerk füllen die Zwischen-
räume aus. Kleine Emailarbeiten aus dem 18. Jahrhundert sind gleichfalls als sehr
schön zu bezeichnen. In der Ecke des Hofgutes haben sich ferner eine grosse
Anzahl Scherben von Ofenkacheln aus gebranntem Thon von vortreflicher Arbeit
vorgefunden. Wir finden auf diesen die Darstellungen der Madonna mit dem
Kinde, der Beschneidung, der Verkündigung, der Anbetung der Könige, Adam
und Eva, symbolische Figuren, wie die Fides u. dergl., ferner Karyatiden, Masken,
Putten. Eine Kachel hat das verschlungene Monogramm HG und die Jahreszahl 1600.
Eine hervorragende Stickarbeit bietet sich uns in einer farbenprächtigen Bett-
decke aus moosgrüner Seide dar, die in genannter Arbeit Fruchtstücke, Blumen,
Vögel und Rankenwerk in der naturalistischen Auffassung des vorigen Jahrhunderts
zeigt. Das kostbare Werk soll ein Geschenk der Kaiserin Maria Theresia sein.
Flotte Arbeiten gleicher Art zeigen zwei Rococoanzüge für Herren.
Dass unter den Tafelmalereien auch einige gute Seekatz und unter den Glas-
malereien des ı6., 17. und 18. Jahrhunderts noch Beachtenswerthes sich vorfindet,
sei hier wenigstens mitgetheilt.
XV]. HAUSEN
FARRDORF, nördlich vom Hausberge gelegen, im Mittelalter Ausen
und /Zussen genannt, bewahrt im Chor der neuen kleinen Kirche
noch den obern Rest eines schlichten spätgothischen Sakramentshäuschens
oder Denkmales, einen Spitzbogen mit Fialen, Dreipass und drei Wappen,
unter diesen das Eppenstein’sche. Dieses Haus besass das Dorf als Erbe von den
Falkensteinern bis 1479, wo es durch Kauf mit andern Dörfern an Solms-Lich
kam. Bemerkenswerth ist ausser jenem Reste einer gothischen Steinskulptur ein
kleiner Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber mit Deckel, der auf niedrigem Fuss
eine Cuppa in eiförmiger Gestalt mit gebuckelter Arbeit trägt. Das Beschauzeichen
ist das Nürnberger, das Meisterzeichen ein Schweinskopf. Als Meister dieser
kleinen Treibarbeit ist Paulus Bair festzustellen, der um 1613 lebte. *)
ı) Nach Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen. Frankfurt a. M. 1890. S. 292.