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ILBENSTADT 7
DIE PFARRKIRCHE
Die Pfarrkirche zu Ilbenstadt ist nächst der Liebfrauenkirche zu Friedberg
das beachtenswertheste kirchliche Bauwerk der Wetterau und, auf einem Hügel
gelegen, gleich dieser mit ihren beiden Thürmen weithin im Lande sichtbar. In
romanischer Zeit und in den Formen dieses Stils erbaut, hat sie doch eine wesent-
lich andere kunstgeschichtliche Stellung innerhalb ihres Kreises, als die Friedberger
in dem ihrigen. Während nämlich jene als das reinste und schönste Muster
des frühen gothischen Hallentypus innerhalb des uns hier beschäftigenden Kreises
der hessischen Kirchenbauten zu gelten hat, steht die Ilbenstädter Kirche inner-
halb des Kreises der romanischen Bauten dieser Gegend für sich als eine durchaus
eigenartige Schöpfung dar, wie dieses mit vollem Recht schon von anderer Seite
hervorgehoben ist. !)
Der Grund hierfür liegt darin, dass sie nicht ein Erzeugniss der baulichen
und künstlerischen Bestrebung des hessischen Landes, sondern eine Gründung
zweier diesem -fern stehenden Brüder und eines noch neuen Klosterverbandes
ist. Gottfried und Otto, Grafen von Kappenberg stifteten nämlich im Jahre
1123 ihr ganzes väterliches Erbtheil an dem Orte Elevestadt dem hl. Martin in
Mainz und wurden vom Erzbischof Adalbert I. von Mainz angewiesen, die Klosterbrüder
nach der zweiten Regel des hl. Augustinus und der zweiten Bestimmung des Bruders
Norbert leben zu lassen. Schon vorher, im Jahre 1122, hatten sie, kaum zwei Jahre nach
der Gründung des Mutterklosters Premontr& in Frankreich durch Norbert von Gennep,
die Stammburg ihres Hauses, Kappenberg in Westfalen, in ein Kloster desselben
Ordens umgewandelt. Der Stifter des Ordens selbst wurde 1126 auf den erzbischöf-
lichen Stuhl nach Magdeburg berufen, wo er 1129 das Liebfrauenkloster umbaute
und zum Mittelpunkte seines Ordens in Deutschland machte. Diese Thatsachen
scheinen nicht ohne Einfluss auf den Bau der Ilbenstädter Kirche geblieben zu
sein, denn da die Conversen des Praemonstratenser Ordens nach dem Vorbilde
der Cisterzienser sich mit Handwerk und Künsten befassten, so liegt es nahe,
dass der Orden auch nach dieser Richtung seinen Einfluss bei seinen Stiftungen
geltend machte, und so haben sich an der Ilbenstädter Kirche neben Eigenthümlich-
keiten, die sich aus der Bestimmung der Kirche erklären lassen, auch solche jener
Gegend geltend gemacht, in welcher der Gründer seinen Sitz genommen hatte: die
Kirche zu Ilbenstadt ist unter Einflüssen der sächsischen Bauschule entstanden.
Wann mit dem Bau der Klosterkirche zu Ilbenstadt begonnen wurde, wissen
wir nicht, und auch die im Jahre ı159 durch den Erzbischof Arnold von Mainz
ı) So bei Schneider, die Abteikirche zu Ilbenstadt in der Wetterau im Correspondenzblatt des Gesammt-
vereins der Dtsch. Gesch.- u. Alterthumsverein. 1874. 22. Jahrgang. No, 4. S. 92 etc. Ueber die kunsthist. Stellung
der Kirche vgl. ausserdem Schnaase, Gesch, der bildenden Künste, Bd. IV. 2. Aufl., Düsseldorf 1871. S. 410; Otte,
Handb. der kirchl. Kunst-Archäol. Bd. IT, 5. Aufl. Leipzig 1884 S. 148. Das die Stiftung angehende gesch. Material
findet sich ausserdem bei Wagner, die ehem. geistl, Stifte im Grosshzgth. Hessen, Bd. I, Darmstadt 1873.S. 142: Die Prä-
monstratenser zu Oberilbenstadt. Abbildungen finden sich bei Müller, Frz. Hub. Beiträge zur deutschen Kunst- und
Geschichtskunde durch Kunstdenkmale 1832. 1. Jahrgg. 2. Ifeit, 39, Tat, X, u.4. Hefe. Ta XIX us xx
Pfarrkirche