ILBENSTADT 147
dem zweiten Stockwerke über der Vorhalle ein Rundfenster, das wir in dieser Gestalt gern
vermissten, obwohl es einem guten Zwecke dient: es bildet die neue Lichtöffnung
für ein altes Oratorium oder vielmehr, wie der Raum richtiger gedeutet ist, für
den Winterchor der Chorherren. Die Gewölbanfänge für die Gurtgewölbe dieses
oblongen Raumes sind hier noch vorhanden; zwei Pilaster mit weitausladenden
Kämpfern und Flachbögen theilen die Fläche der Ostmauer in drei Theile, von
welchen der mittlere eine halbrunde, jetzt zum Theil vermauerte Nische mit Halb-
kuppel enthält, deren Kämpfer aus Karnies und Platte besteht. Spuren von Ma-
lereien sind auf den sichtbaren Flächen der Nische noch jetzt zu erkennen. Nach
U
IS
m
m
——>
>
=—=z
=
=
|
I
l
Fig. 92. Ilbenstadt. Kapıtäle der Vorhalie.
dem Mittelschiffe der Kirche zu springt dieses Oratorium erkerartig und mit einem
flachen Wulst und einem Karnies vor. Im nördlichen Thurme befindet sich neben
diesem Chore ein zweites kleines Oratorium. Der Aufgang zu diesen Kapellen
erfolgte von der Tribüne der Orgel aus über eine steinerne Treppe im nördlichen
Thurme. Dass man bei der Restauration diesem Zwischenbaue der Thürme an
Stelle des wahrscheinlich zuerst unter Dürnheimer errichteten Giebels passender
einen horizontalen Abschluss mit einem abgewalmten Dache darüber, wie er auch
ursprünglich gewesen, gegeben hätte, ist als richtig anzuerkennen.!)
Die beiden quadratischen Thürme steigen unverjüngt empor; ihre Mauer-
flächen sind zwischen Ecklisenen in fünf Abtheilungen übereinander durch Rund-
bogenfriese belebt, deren beide obere Felder an allen vier Seiten von je
ı) Schneider a, a. O. S. 93 u. 94.
10*