Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
   
KAICHEN 155 
Der Nonnenhof mit dem neben ihm liegenden Garten- und Wiesenland ist 
Neben der Einfahrt 
die 
Rundbogenöffnung ist von spitzen Stegen und Einkerbungen umrahmt, die sich 
noch heute theilweise von der alten Klostermauer umgeben. 
befindet sich ein Sandsteinpförtchen, das mit Kehle und Karnies profilirt ist; 
oben ünd an den Kämpferlinien durchschneiden, wie wir es ähnlich an einem 
Pförtchen in dem benachbarten Assenheim kennen lernten. Auf dem Sturze ist die 
Jahreszahl {5.85 angebracht. 
Die Klausur war der heutige Nonnenbau, der beim Eintritt in den Klosterhof 
zu rechter Hand gelegen ist. Es ist ein langes Gebäude, welches im zweiten 
Stockwerke in der Mitte der Längenrichtung einen Corridor hat, zu dessen Seite die 
Zellen liegen, über deren Thüren je ein Oberlicht angebracht ist. Im zweitletzten 
Raume hat die Decke einfache Stuckleisten als Umrahmung von Feldern, welche 
1736 
Nördlich von diesem Bau 
die Monogramme von Maria und Christus und darunter die Jahreszahl 
tragen. An diese Räume schloss sich der Speisesaal. 
und parallel zu ihm stand der Speicherbau; beide waren an der Südseite des 
Hofes durch einen Bau mit einander verbunden, von dem heute nur noch der 
untere Theil der Aussenmauer steht. Zwischen diesen Gebäuden stand die Kirche, 
die vollständig verschwunden ist. Ein nördlich gelegener, heute als Speicher be- 
nutzter Bau diente zu Klosterzeiten besseren Zwecken. Sein über einer Treppe ge- 
legenes Portal hat eine Sandsteinwandung, die aussen rechteckig absetzt und mit 
Perl- und Eierstab, sowie mit Ranken- und Blattwerk verziert ist. Ueber dem Gesims 
befindet sich ein Aufsatz mit Voluten, zwischen denen ein ovaler Schild ausgehauen 
ist, der das Monogramm Christi und zwischen und um dieses das Chronostichon 
trägt: GLorla honorgVe Deo sit | sIt beneDICtIo IesV | Has sIöI gVI seDes 
eXstrVIt Ipse noVas. 
die Jahreszahl 1696. 
Wir erhalten durch Addirung der grossen Buchstaben 
DR 
XX1. 
Coichin (1249), Kouchene (1293), Keuchene und Keychen 
KAIGHEN 
früher ÄKöchene (1232), 
(1320), hat, obwohl heute nur ein kleines Dorf und abseits von den grossen Ver- 
kehrsstrassen gelegen, eine hervorragende Bedeutung dadurch erhalten, dass dicht 
vor seinem Thore unter einer Linde das Gericht der Grafschaft gleichen Namens 
abgehalten wurde. ’) 
Urkundlich wird der Name des Gerichts oder der Grafschaft Kaichen zuerst 
im Jahre 1293 genannt, in dem ein Wernherus, miles de Treise (Dreise), Richter 
des Gerichts oder der Grafschaft in Kouchene, eınen Streit über Güter zu Helden- 
bergen entscheidet.?) Ueber den Umfang und die Verfassung dieses Freigerichts giebt 
uns ein Weisthum aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts wörtlich folgende Auskunft: 
ı) Vgl. die Abhandlung : Urkundliche Nachrichten über die Grafschaft Kaichen etc. im Arch., Bd, I. S. 234 etc. 
und Thudichum, Gesch. des freien Gerichts Kaichen in der Wetterau. Giessen 1857. 
2) Urkundl. Nachrichten S. 244 und Würdtwein, notit. histor. dipl. de abbatia Ilbenstadt, S. 42. 
Nonnenbau 
Das Freigericht 
     
   
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
    
   
    
   
  
  
  
  
    
    
   
  
  
  
  
  
    
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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