Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
  
   
KLEIN-KARBEN 161 
romanischer. Sie ist in Gestalt eines griechischen Kreuzes angelegt, hat aber keine 
Apsiden; das ehemalige Gewölbe hat sie gegen eine flache Decke eingetauscht. Denn 
dass Gewölbe vorhanden gewesen, geht aus dem Bruchstücke eines Dienstes hervor, 
der jetzt an der Südmauer im Innern des Östarmes der Kirche als Träger einer 
neugothischen Konsole angebracht ist, ehemals aber in einer Ecke des Chores zur 
Aufnahme der Gewölbrippe gedient hat. Aus gothischer Zeit stammen ferner noch 
ein Spitzbogenportal, welches aus der Sakristei in die Kirche führt, und drei spitz- 
bogige Fenster, unter diesen ein schlitzartiges, welches der Frühzeit des Stiles zu- 
zuschreiben ist. Ein an der Südostecke der Kirche eingemauerter Löwenkopf von 
phantastischer Ausführung ist zweifellos noch romanischer Herkunft. Nach noch 
vorhandenen Rechnungen erfuhr die Kirche in den Jahren 1663 bis 1665 eine grössere 
Reparatur. Letztere Jahreszahl befindet sich an der ziemlich roh gearbeiteten Kanzel. 
Das Wappen der Dugel von Karben, drei Garben unter Schildeshaupt, 
befindet sich an der Säule links vom Altare. 
Die Ärypta!) besteht aus einem unter der Vierung der Kirche befindlichen 
quadratischen Raume, der 4,2 Mtr. innere Weite hat. Sie ist durch einen 6,9 Mtr. 
langen Gang von der Nordseite der Kirche aus zugänglich und mit einem Kreuz- 
gewölbe überdeckt, dessen rechteckige Rippen 0,43 m breit sind und dicht über 
dem Boden aufsteigen. Der Schlussstein hat eine runde Oeffnung und Rippen- 
ansätze. Nach Osten zu schliesst sich hinter einem starken Gurtbogen aus Sand- 
stein eine Apsis an, die in ihrem hinteren Theile durch eine Oeffnung mit der 
Oberkirche in Verbindung stand. Auch die übrigen drei Seiten der Krypta haben 
rundbogige, jedoch flache Nischen, deren Bogen die Gewölbkappen tragen. In der 
nördlichen Nische befindet sich die Eingangsthür. Die überaus schwere, massige 
Konstruktion des Gewölbes mit den breiten, tief hinabreichenden Rippen geben 
dem kleinen Raume ein alterthümliches Ansehen; seine Entstehung reicht in die 
romanische Zeit um 1200 zurück. In diese Zeit verweist uns auch das jetzt als 
Sturz hinter dem Eingange zur Krypta verwerthete ehemalige Tympanon des 
Portales, ein rechteckiger Stein mit halbkreisförmiger Vertiefung, die ein schlichtes 
Kreuz in Relief zeigt. 
Unter den Gradsteinen des Kirchhofes ist der aus der zweiten Hälfte des 
17. Jahrhunderts stammende des Pfarrers Zickwolf bemerkenswerth. Die Relief- 
darstellungen der Rückseite, Christus am Kreuze, unter diesem die Familie des 
Verstorbenen, sowie oben zwei Wappen lassen sich, obwohl stark verwittert, noch 
als recht gute Arbeiten erkennen. 
Krypta 
Grabsteine 
Von den kirchlichen Gefässen können wir hier nur einen 0,25 m hohen Abendmahlskelch 
Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber, eine schlichte Frankfurter Arbeit des 
18. Jahrhunderts, deren Fuss aus dem Sechspass aufsteigt, erwähnen. 
In dem Wiesengrund »Lehrholz« soll ein Burgbau, »die Krachenburg«, ge- Alte Mauerreste 
standen haben. In den siebenziger Jahren hat man das letzte Mauerwerk beseitigt. 
Noch heute sollen hier ein Viereck bildende Vertiefungen die Spuren des ehemaligen 
Grabens erkennen lassen. ?) 
  
1) Abgebildet in den Denkmälern der deutsch. Bkst., herausgg. von dem hess. Vereine für die Aufnahme 
mittelalterl. Kunstwerke. Darmstadt. 1856. 2) Dieffenbach vermuthet hier ein römisches Lager; vgl. Arch. IV, A, I. 233. 
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