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KREIS FRIEDBERG
Der Ort selbst zeigt nur noch wenige Spuren ehemaliger Holzschnitzereien an
den Häusern. Bei einigen Fenstern sind die Ornamente der Läden ausgesägt, die
übrigen Schnitzarbeit. Sie zeigen noch Spuren von Bemalung.
Von dem ehemaligen Graben, der den Ort umschloss, sind noch Reste erhalten.
Verschiedene Flurbenennungen deuten auf alte Niederlassungen und wie die
Funde, Münzen und Thonscherben ergeben haben, auf solche der Römer hin.
Oestlich und nordöstlich von Langenhain liegen die Gewanne Unterfall, Burg und
schwarzer Morgen, an und auf welchen ein römisches Kastell in neuester Zeit durch
den Strecken-Kommissär der Reichs-Limes-Kommission, Herrn Fr. Kofler, nachge-
wiesen worden ist. Auf der Gewann Uebchenborn hat vermuthlich das römische
Bad gestanden; in einem Inventar vom Jahre 1650 heisst diese Gewann Embgen-
born. In der Nähe der sog. Untermühle wurde früher ein Brünnchen durch
thönerne Rohre gespeist, welche sich nach der oben genannten Gewann »schwarzer
Morgen« zu erstrecken; von dieser römischen Wasserleitung sind neuerdings einzelne
Rohre wieder aufgefunden worden. In einer Rechnung vom Jahre 1716 heisst
diese Gewann »am Römerlingsborns oder am »Römerlingsbrunn.« »Die Hickels-
burg,« vielleicht ehemals ein römischer Thurm, liegt südwestlich vom römischen
Kastell. Ob der »Acker bei der Warte,« nordöstlich vom Kastell auf dem höchsten
Punkte des Berges gelegen, auf eine römische Anlage zurückzuführen ist, konnte
nicht nachgewiesen werden. Hingegen ist vielleicht die sog. Dechanei mitten im
Dorfe, im Pfarrgarten und den angrenzenden Gärten gelegen, von dem Pfahlgraben
Do
ZIEGENBERG
durchzogen gewesen.')
CHLOSS, früher zum Ziegenberge, Zıegen- und Czygenberg geheissen,
kommt urkundlich mit letzterer Schreibweise zuerst 1397 vor; seit 1458
wird es gemeinschaftlich mit Langenhain genannt, dessen Schicksale mit
ihm, als dem Burgsitze seiner Herren, von da an verknüpft bleiben.
Von der ehemaligen stattlichen, auf einem ringsum freien Hügel des Mörler
Grundes gelegenen Burg ist nur noch ein runder, aus dem schiefrigen Gestein der
Gegend erbauter Bergfried mit neuen spitzbogigen Fenstern und einem tiefen Graben
vor ihm, der dessen Plateau von dem nächstgelegenen höhern Berge im Sattel trennte,
vorhanden. Der heutige Schlossbau ist ein langgestrecktes schlichtes Gebäude mit
Mansardendach, dessen Portal an der Nordseite ausser einem Wappen die Jahres-
zahl 1747 trägt. Kunstgeschichtlich bemerkenswerth sind die auf Leinwand ge-
malten Oelbilder, römische Landschaften und allegorische Darstellungen, die
von dem deutschen Klassizisten A. C. Dies 1784 und 1785°) gemalt wurden.
ı) Wir verdanken obige Mittheilungen über römische Spuren bei Langenhain, soweit sie nicht Resultate der
Ausgrabungen des Herrn Kofler sind, dem handschriftlichen Berichte des + Pfarrers Herrn Erdmann in Langenhain,
der ein fleissiger Sammler römischer Alterthümer und sorgsamer Forscher gewesen sein soll.
2) A. Chr. Dies, als Landschaftsmaler vorzugsweise noch der Hackert’schen Vedutenmalerei folgend, suchte
zugleich mit dieser die Manier eines Claude und Poussin zu vereinigen.