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MÜNZENBERG 181
Wehrgänge sind grösstentheils zerstört; an der Ostrundung der Burg hat sich sogar
die Mauer des unteren Wehrgangs losgelöst und ist in grossen Stücken in den
Zwinger herabgestürzt, wahrscheinlich unter den Einwirkungen der Nässe und der
wechselnden Witterung. Nur über der sog. Küche auf der Südseite der Burg
scheint sich die alte Zinnenabdachung erhalten zu haben.
Der den ganzen Mauerring ehemals verfolgende Wehrgang, der an unbebauten
Stellen der Burgfläche direkt oder durch Leitern zu erreichen war, hatte ausserdem
noch besondere Zugänge. Oestlich von der Einmündung der Thorhalle in den
Hof befindet sich noch heute ein romanisches Rundbogenportal, hinter dem man
über eine Treppe und einen mit halbem Tonnengewölbe überdeckten Gang (B des
Grundrisses), in dem bauliche Veränderungen stattgefunden zu haben scheinen, auf
den Wehrgang hinter der Kapelle und den romanischen Palas gelangt. Von der
Kapellenmauer aus konnte man durch ein Fenster oder eine Thür unmittelbar auf
jenen gelangen, in gleicher Weise durch eine Thüröffnung im zweiten Geschoss des
westlichen Palasbaues und endlich durch eine ebensolche neben dem östlichen Berg-
fried aus dem Raume, der heute als Küche bezeichnet wird. In der Aussenmauer
des letzteren sind ausserdem zwei schiessschartenartige Oeffnungen nach dem Wehr-
gange zu angebracht.
Beide Bergfriede, an den Schmalseiten der Burg angelegt, sind rund und
heute ohne abschliessende Bekrönung. Der östliche, in allen Höhentheilen cylindrisch,
in den Urkunden als »grosser Thurm« bezeichnet, !) ist aus Mauerwerk mit Säulen-
basalt der Gegend hergestellt; die Steine sind innen und aussen streng schichten-
weise gelegt; die aus der vielseitigen Querschnittsform der Steine sich ergebenden
grösseren Fugen sind durch kleine Steine zwischen Mörtel ausgefüllt. Die Gesammt-
höhe dieses Thurmes beträgt 28,94 m. Sein Eingang ist 8,0 m über dem Erdboden
angebracht; hier beträgt die Mauerstärke 3,34 m und der Durchmesser des Thurmes
im Lichten 5,20 m, wodurch sich ein äusserer Gesammtdurchmesser von 11,88 m
ergiebt. Unter dem Eingang verstärkt sich die Mauer noch um 0,10 Meter, während
über demselben im Innern eine zweimalige Verringerung der Stärke um 0,64 und
0,20 m stattfindet. Der Raum unter dem Gewölbe in der Höhe des Eingangs
diente als Verliess; dasselbe ist 8,20 m tief; sein Boden lag also ungefähr in der
Höhe des umgebenden Terrains.
Die Thüröffnung ist mit einem geraden Sturz aus Basalt überdeckt, der oben sattel-
dachförmig zugehauen, an den Seiten 0,60 und 0,62 m und in der Mitte 0,73 m
stark ist. An der inneren Seite findet sich an einem Pfosten das Steinmetzzeichen: I
Etwa 2 m tief unter dem neu aufgerichteten Rande des Thurmes befinden
sich mehrere Konsolen, die ehemals als Träger von vier kleinen Thürmchen dienten.
Der Thurm, dem wie auch seinem Genossen 1717 das alte Gebälk genommen
wurde, ?2) ist in neuerer Zeit (1847) als Aussichtsthurm hergerichtet, zu diesem
Zwecke mit stilwidriger äusserer Treppe aus Eisen nebst Podest auf noch stilwidrigeren
steinernen Konsolen für letzteres versehen worden, innen ferner mit hölzerner Treppe
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1) 1543 wurde das Thurmhorn auf dem grossen Thurm gelöthet und ausgebessert, Günther a. a O.S. ı2.
2) Das Gebälk des einen soll ganz zerschossen gewesen sein, Günther a. a. OS
Besondere
Zugänge zum
Wehrgang
Die Bergfriede