Der romanische
Palas
Technisches
KREIS FRIEDBERG
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welchen die unverwelkliche, auch in’ ihren Ruinen noch jugendfrisch erscheinende
Schönheit der Profanbauten des Burghofes auf uns ausübt. Die ältesten Bauten
der Burg, die der ersten Bauzeit entstammen, haben uns in den Ruinen des Palas-
baues ein köstliches Stück deutsch-romanischer Baukunst hinterlassen, welches uns
deutlicher als alle gleichzeitigen Genossen die hochfühlende, ritterliche und kunst-
sinnige Zeit der Hohenstaufen zum Bewusstsein erweckt. Was Gelnhausen, Seligen-
stadt, !) Wimpfen mit den Resten ihrer hohenstaufischen Schlösser nur ahnen lassen,
das hat sich hier zum grössten Theile im Steine erhalten, nicht bloss ruinenhaft,
sondern auch in den Formen noch schön; dazu ist es wahrhaft fürstlich reich und
zum Theil gross und gewaltig. Diese ältesten romanischen Wohnbauten liegen an
der Südseite des Hofes; die Kapelle, nach Osten zu sich anschliessend, hat in
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Fig. 115. Münzenberg. Ansicht des romanischen Palas vom Burghofe aus.
spätgothischer Zeit einen Wiederaufbau erfahren. Gegenüber an der Nordseite liegt
ein frühgothischer Wohnbau, dessen Errichtung in das erste halbe Jahrhundert nach
dem Aussterben der Münzenberger Herren, in das Ende des dreizehnten, fallen
Man hat diesen »die Münze« oder den »Falkensteiner Bau« genannt. An
ihn schliessen sich östlich Mauerreste von geringer Höhe, die einen langgestreckten
mag.
Raum von ungewisser Bestimmung umgrenzen; hier waren vielleicht Stallungen und
Wohnungen für Reisige und Bedienstete.
Der mit dem grössten Theil seiner Umfassungsmauern noch erhaltene roma-
nische Palas (Fig. 114— 126), ehemals aus einem Erd- und zwei Obergeschossen
bestehend, bildet im Grundriss (Fig. ı14) ein Rechteck, das durch eine Scheide-
mauer in zwei Theile, einen östlichen und einen westlichen, gegliedert ist. Seine
Südmauer (Fig. ı 16), die den Wehrgang begrenzt, ist mit gewaltigen Buckelquadern
aus Münzenberger Sandstein verblendet, gleich ihrer Fortsetzung, welche die Um-
wallung der Ostseite des Burghofes bildet; die Jahrhunderte sind fast spurlos an
ı) Vgl, die Beschreibung der Reste des Seligenstädter Palatiums in Bd. I. dieses Werkes, Schäfer, Kreis Offenbach.