Das Klostergut
Kunstwerke des
Schlosses
14 KREIS FRIEDBERG
Der zweite in der Arbeit bedeutend geringere Grabstein befindet sich an der Süd-
mauer. In einem mit Wappen verzierten Rahmen steht eine weibliche Figur, die
in den gefalteten Händen ein Buch hält. Sie stellt die 1615 zu Gras entschlafene
»weiland woledle und vieltugentsame Fraw Clara Catharina Räwin von Holzhausen
geborene Schietzin von Holzhausen Wittib« in der Tracht der Zeit dar. Der
Vollständigkeit halber erwähnen wir noch den dritten, im Chore aufgestellten
Grabstein einer Frau, deren behandschuhte Hände gefaltet sind; die Umfassung,
soweit sie sichtbar ist, zeigt (heraldisch) rechts die Wappen der Schütz von Holz-
hausen, Bellersheim, Hohenstein und Lirbach, links die der von Brendel, Stein,
Eberberg und Reiffenberg.
Das ehemalige ÄAlostergut Büdesheim, der Mönchs- oder Bruderhof, ging
nach einem Vertragsprotokolle vom Jahre 1558!) durch Kauf von dem St. Michaels-
kloster bei Bamberg an den Burggrafen Brendel von Homburg zu Friedberg über.
Ein über der Hausthür des Pächterhauses eingemauerter Sandstein mit dem von
Brendelschen Wappen bezieht sich auf diesen Besitzwechsel; er trägt die Jahreszahl
1558 und die Inschrift: Der. Bruderhoff. ward. ich. genant / bin .aber . aus .. der.
selbige .handt ] bin .nunmehr . Fohan. Brendels . des . Burggrfanen (grafen) / Darum.
werde. ich. genannt.der . Brendel. Stein / Anno. 1558. ist. mir.der .name.geben)...
mil .goltlicher . Verleiung (das Folgende ist unleserlich; der Schluss fehlt). Ein an
demselben Hause befindlicher Sandstein trägt zwei Wappenschilder, von denen das
eine einen Schützen, das andere einen Hahn als Zeichen hat; ausserdem hat er
die Jahreszahl 1680. Nach mehrfachem Besitzwechsel ist der Bruderhof, dessen
Gebäulichkeit von der Nidda und ehemals zugleich von einem dessen Bett ab-
kürzenden Graben eingeschlossen war, heute im Besitz des Grafen Oriola. Von
den alten Gebäulichkeiten ist nichts mehr vorhanden; ausser dem Wohn- und
Wirthschaftsgebäude des Gutspächters erhebt sich hier ein neuer, malerischer
Schlossbau, der für uns einen besonderen Werth dadurch hat, dass er unter
seinen zahlreichen alten und neuen Kunstwerken, mit welchen seine kunstsinnigen
Besitzer ihn ausgestattet haben, einige Schätze birgt, die wir an dieser Stelle
nicht übergehen dürfen, obwohl sie nicht alle deutschen Ursprunges sind.
Eine früher dem Luca della Robbia zugeschriebene Tafel aus Terrakotta,
unten rechtwinklig, oben rund geschlossen, ist ein recht gutes Werk seiner Art,
wenn es auch von dem berühmtesten Meister jener Künstlerfamilie nicht stammt.
Die Darstellung (Taf. I.) kommt häufiger vor: Maria, eine anmuthsvolle, mädchen-
hafte Gestalt von fast noch kindlichem Liebreiz, kniet anbetend, mit gefalteten Händen
vor dem vor ihr liegenden, das eine Händchen der jugendlichen Mutter entgegen-
streckenden Christuskindchen; zwei pausbäckige Engelsköpfe umschweben sie und
zwei Hände lassen die Krone auf das Haupt mit seinem schlicht wallenden Haare
herab. Lilien sprossen hinter dem auf grünem Grunde lagernden Kinde hervor.
Die Madonna und die Engelsköpfe haben weisse Glasur und der Grund blaue,
wie es bei diesen Darstellungen der Robbia üblich. Spuren von Gold sind an
dem Heiligenschein zu erkennen. Der Rahmen gehört einer späteren Zeit an.
ı) Vgl. Mader, Sichere Nachrichten von der Kays. Reichsburg Friedberg. Bd. II. 1767. S 232.