Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
  
  
  
200 KREIS FRIEDBERG 
erhalten das westliche Stück der Südmauer, nach dem Hofe zu gelegen, die West- 
mauer mit dem Giebel und die Nordmauer, welche auf der Umfassungsmauer des 
Burghofes steht, hier den Wehrgang unterbricht und nach dem Zwinger und der 
Stadt zu als Facade entwickelt ist. Das Mauerwerk auch dieses Baues, aus Säulen- 
basalt hergestellt, zeigt die diesem Material entsprechende gleichmässige Schichtung 
und an den noch stehenden Ecken Sandsteinquadern. 
Das Bauwerk hatte ein Kellergeschoss und gleich dem Palas drei Stockwerke. 
Die bis auf die fehlende östliche Ecke noch ziemlich gut erhaltene Nordmauer 
zeigt eine architektonische Gliederung bloss durch die Fenster. Dieselben liegen 
im Innern sämmtlich in Nischen mit Stichbogen und sind aussen von profilirten 
Rahmen eingefasst. Von Westen nach Osten sind im ersten Stockwerk ein zwei- 
theiliges gothisches Fenster mit geraden Stürzen, das jetzt fast ganz zugemauert 
ist, und drei zweitheilige Fenster mit Spitzbogen über jeder Oeffnung angebracht. Das 
zweite Stockwerk zeigt in derselben Reihenfolge ein Doppelfenster mit Spitzbogen 
über den Oeffnungen, beide in tiefen Nischen, zwei Oeffnungen mit zum Theil zer- 
störten Wandungen, endlich eine zugemauerte Fensternische mit dicker Eichenbohle 
unter dem Sturz. Das dritte Stockwerk endlich hat drei innere in Nischen liegende 
und mit flachen Bogen überspannte Fenstergruppen, deren Oeffnungen spitzbogig 
und deren Fenstersäulen abgefast sind; westlich von jenen befindet sich noch ein 
zweitheiliges Fenster von gleicher Ausführung und östlich ein einziges Spitzbogen- 
fenster, neben dem noch Gewändsteine am Ende der Mauer sichtbar sind. Nach 
dem Zwinger zu werden die dreitheiligen Fenster, deren mittlere Oeffnung höher 
ist als die seitlichen, von dreibogigen Rahmen mit kräftigem Rundstabprofil um- 
schlossen, treten also auch hier von der Mauerfläche zurück. Die einzelnen spitz- 
bogigen Oeffnungen sind von demselben Profil umrahmt. Ein Ausguss unter den 
beiden rechteckigen Fenstern des ersten Stockwerkes deutet auf wirthschaftliche 
Zwecke hin; einige andere Oeffnungen dienten wahrscheinlich Vertheidigungszwecken. 
Das Material sämmtlicher Fensterwandungen ist Basalt. Nördlich von diesem Falken- 
steinerbau, der sich mit seiner Fagade auffallend frei nach der Stadt zu öffnete, 
liegt in der Zwingermauer als Schutz für jene einer der Wehrthürme, dessen Mauer- 
werk die Gleichzeitigkeit mit der Aussenmauer des ersten Zwingers hinter dem 
ersten Burgthore erkennen lässt. 
An der Westmauer des Falkensteiner Baues ist die innere Kaminanlage für 
das zweite und dritte Stockwerk noch vorhanden. Dieselbe war für beide in der 
Weise gemeinsam, dass die untere, vorn mit einem Rundbogen versehene Oeffnung 
hinter der oberen Kaminfläche herlief. Sowohl die Pfeiler wie die Konsolen für 
den Kamin sind im dritten Stockwerk noch vorhanden; auch ragt der Schornstein 
noch ein Stück über die Giebelspitze empor. Neben dem Kamin befinden sich 
im dritten Stocke zwei schlichte quadratische Nischen mit geradem Sturze. In der 
schlichten Westmauer ist an der Nordecke eine mit flachem Bogen aus Ziegelsteinen 
überdeckte Thüröffnung angebracht, die späterer Herkunft zu sein scheint. Ein 
anderer Eingang ist in der Südmauer an der westlichen Ecke. 
Die Errichtung dieses Baues ist dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts und 
wahrscheinlich Werner I. von Falkenstein zuzuschreiben. 
 
	        
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