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MÜNZENBERG 201
Die über dem romanischen Hauptthor gelegene, in gothischer Zeit umgebaute, Die Burgkapelle
Burgkapelle, die von besonderen Geistlichen bedient worden zu sein scheint,') hatte,
dem vorhandenen Trümmerhaufen nach zu schliessen, einen Treppenvorbau im Burghofe
dicht an der Ostseite des Palas. Die spitzbogige, an den Ecken der Wandungen durch
eine Hohlkehle zwischen zwei Schrägen profilirte Thüröffnung (Fig. 128) ist spätgothisch,
wie aus den sich überschneidenden Schrägen an der Spitze und dem Steinmetz-
zeichen zu schliessen ist. Dass die Burgkapelle 1403 noch im Gebrauch war,
SL ergiebt sich aus dem Umstande, dass 1403 Johann Culemann, ein Priester von
Münzenberg, die Vicari zu Muschenheim gegen den Altar auf der Burg
Münzenberg vertauscht habe?). 1611 — ı2 finden noch Dach- und andere Reparaturen an
der Schlosskirche statt.?) Der Kapellenraum bildet annähernd ein Rechteck (Fig. 114)
und hat geraden Chorschluss; der Chor war durch einen Triumphbogen, dessen
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an den Ecken abgefaste
Widerlagspfeiler noch vor-
handen, von dem Schiff ge-
trennt; letzteres war mit
zwei Kreuzgewölben der > |
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Tiefe nach überdeckt, wie
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der Chorraum anscheinend
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der Breite nach. Die Ge-
wölbanfänge sind zum Theil
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aus Ziegelsteinen hergestellt. -
Nach dem Burghofe zu hat
die Kapelle zwei zweitheilige
M.—=1:50 gothische Fenster in Nischen
Fig. 128. Münzenberg. mitgeradem Sturz (Fg.129).
Thür zur Burgkapelle. Die langgestreckten Fenster
haben schlichtes Maasswerk. Ueber ihnen sind Ent-
lastungsbogen aus Ziegelsteinen angebracht. Abgesehen
von den aus Sandstein neu hergerichteten Mittel- M.= 1:50
Fig. 129. Münzenberg.
pfosten sind die Wandungen aus Basalt. Nach dem
Fenster der Burgkapelle.
äusseren Wehrgang zu waren ehemals gleichfalls zwei
Fenster, von denen jedoch das eine schon früh zugemauert worden zu sein scheint.
Wenigstens sind auf dem alten Verputz noch Schriftzeichen und die Conturen von
drei gemalten Wappenschilden bemerkbar, von denen das eine unkenntlich geworden,
das andere ein Hirschhorn und das dritte drei spitze Blätter (Lindenblätter) zeigt.
Daneben steht die Jahreszahl MDXIV.
Ueber der Kapelle befand sich ein Raum, der nach dem Wehrgang zu zwei
dreitheilige Fenster, ähnlich denen in der Nordmauer des Falkensteinerbaus, und
zwischen diesen ein rechteckiges hatte. Diese Südmauer ist im Uebrigen von den
on Umbauten des ı5. Jahrhunderts nicht mitbetroffen worden.
y) 1289 schenkt Werner I. von Falkenstein den Antonitern in Grünberg die Kirche in Amene (Oberohmen)
unter der Bedingung, dass zwei Geistliche den Dienst in der Burgkapelle versehen und in Münzenberg wohnen.
2) Baur, Urkundenbuch des Klosters Arnsburg Nr. 1075. Note.
3) Günther a. a. O. S. ı2.