MÜNZENBERG 203
DIE STADT
Der von Mauern und Graben eingeschlossene Bezirk der Stadt (Fig. ııı)
hatte, von dem vorgeschobenen Bollwerk der Burg an bis zur Altstädter Pforte ge-
messen, nur einen Umfang von etwa 1080 Metern; sein grösster Theil liegt nörd-’
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lich: von der Burg an dem noch ziemlich steil in die Ebene der Wetterau abfallenden
Abhange; der kleinere, die Altstadt, die heute nur noch aus dem 1817 neuer-
bauten Laubacher Hofe, neben dem der ehemalige Hattsteiner, gleichfalls Solms-
Laubach zugehörige Hof, gelegen ist, besteht, an der Südseite. Die beiden Vor-
städte, die Eicher und Steinweger, ehemals durch Pforten gleichen Namens von der
Stadt getrennt, waren von einem Graben umzogen und mit Thorbauten, dem
Unter-Eicher- und Unter - Steinweger - Thor, versehen. Der Graben ist grösstentheils
noch vorhanden, die Thore wurden abgebrochen. Der dreissigjährige Krieg ist
auch für Münzenberg nicht ohne Schaden geblieben. So wurde das Städtchen 1620
von den Schweden besetzt. Eine Belagerung durch Tilly scheint jedoch nicht statt-
gefunden zu haben. 1725 zerstörte eine grosse Feuersbrunst 200 Gebäude, also sicher
den grössten Theil der Stadt, auch die Stadtthore. Nach dem Beschluss der Gesammt-
herrschaft, unter deren Aufsicht nicht bloss die Stadtmauern, sondern auch das Bauwesen
innerhalb der Stadt, auch hinsichtlich etwaiger Neubauten, stand, sollten jene Thore
unter Benutzung des Holzes aus dem Haingraben wieder hergestellt werden. 1731
erfolgte, wohl in Folge des grossen Brandes, das Verbot des Gebrauchs der Stroh-
dächer. Ein grosser Brand fand trotzdem 1750 wieder statt. Von den wenigen
Strassen, die noch heute die alten Namen führen, werden erwähnt: 1262 eine
Wangasse, 1269, 1271 und 1320 eine Wagengasse, 1284 eine Webergasse, 1304
eine Mühlgasse und eine Froschgasse, 1436 eine Waydgasse, endlich auch eine
Badgasse. Die Hauptstrasse, von Norden aufsteigend, hiess der Steinweg; der heutige
obere Steinweg liegt innerhalb der alten Stadtbefestigung, der untere in dem Bezirke
der ehemaligen Vorstadt. Auch ein Markt wird früh erwähnt, 1284 das forum
pecorum, der Viehmarkt. Das Haus der Religiösen in der Wagengasse wird 1320,
ein Arnsburger Haus in der Waytgasse 1430 erwähnt, ein Amtmannshaus 1527
und 1528. Im Jahre 1244 schenkt eine Domina Guda, relicta Heinriches de Liche,
der Kirche zu Arnsburg ihre in Münzenberg gelegene Apotheca und 1294: cme
Jutha, Wittwe des calcificis Konrad in Münzenberg die halbe Apotheca neben
der Kapelle des hl. Nicolaus und ein Haus in der Webergasse. Das in letzterer
Urkunde vorkommende Dreisinthor ist vielleicht identisch mit der Steinwegspforte.!)
Von den beiden in den Urkunden genannten kirchlichen Gebäuden ist heute
das eine noch als Pfarrkirche in Benutzung, das andere wird unter völligem Ver- Kirchl. Gebäude
luste des kirchlichen Charakters als Scheune verwendet.
ı) Es ist wohl kaum anzunehmen, dass damals schon die Untersteinwegspforte bestand, welche später Traiser
Pforte genannt wurde. Die Urkunde vgl. bei Baur a. a. O.3N7. 197:
En
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Schicksale
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