Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

MÜNZENBERG 207 
selbständigen Pfarrkirche an dieser Stelle bestand, in dem östlichen Theile eine Erwei- 
terung, welche mit der Selbständigkeit oder dem Wachsthum der Gemeinde zusammen- 
hänet. Da mit diesem dritten stärkeren Pfeiler und dem zugehörigen höheren Bogen 
zugleich eine Erhöhung des Mittelschiftbodens eintritt, so liegt die Vermuthung nahe, 
dass hier die Anlage eines Querhauses erfolgte, welches durch die erweiterten 
gottesdienstlichen Bedürfnisse erforderlich geworden war. Mit diesem Querhause 
waren alsdann kapellenartige Räume zur Aufnahme zweier Altäre verbunden, wo- 
durch sich der schmale vierte Pfeiler erklärt. Diese kapellenartigen Räume sind 
noch jetzt vorhanden; der südliche ist in der Höhe des Seitenschiffes mit einem 
Kreuzgewölbe überdeckt und der nördliche, im Uebergangsstil des 13. Jahrhunderts 
umgebaut, stellt sich als Ciborienaltar (Fig. 133) dar, dessen nach innen vortretende 
und mit einem Rundstab profilirte Rundbogen auf einer 
schlanken Säule ruhen, die mit ihrer vortretenden Teller- 
basis auf einem über einer Platte mit Schräge befind- 
lichen Würfel steht und ein Kapitäl mit acht Knospen 
hat. An der Nordmauer trägt den Rundbogen eine mit 
Blättern verzierte Konsole. Ueber dem Rundbogen sind 
noch die Anfänge von Giebelaufsätzen sichtbar und im 
Innern ist dieser kleine Raum gleich dem entsprechenden 
südlichen mit einem Kreuzgewölbe überdeckt. 
Mit dieser Anlage haben wir eine dritte Bauperiode 
berührt, der auch der Chorraum, der untere Raum des 
im Uebrigen frühgothischen Thurmes, angehört. Dieser 
ist von einem Kreuzgewölbe mit Diagonalrippen über- 
wölbt; die letztern ruhen in den Ecken auf Konsolen 
mit verschiedenartigen Knospenverzierungen, deren Aba- 
kus das Profil der Kämpfer des Triumphbogens oder 
des zweiten Arkadenpfeilers hat. Der Rippenanfang über 
den Konsolen ist durch Schilde in der Gestalt des Quer- 
schnittes der Rippen maskirt. (Fig. 134.) Die Fenster 
dieses Chorraumes, welcher der Mitte des 13. Jahr- 
hunderts zugeschrieben werden kann, stehen in Ueber- 
einstimmung mit der inneren Anlage. In der Nord- und Südmauer befindet sich 
je ein schlankes Spitzbogenfenster, in der Ostmauer jedoch innerhalb eines grossen 
Spitzbogenrahmens zwei schlanke Rundbogenfenster. 
Die Fenster des Langhauses zeugen von den gewaltsamen ‚Veränderungen, 
welche hier zu verschiedenen Zeiten vor sich gegangen sind. Dem ältesten Baue 
gehört kein einziges mehr an. Rechteckige und spitzbogige Fenster, in ungleicher 
Höhe gelegen und unter sich durchweg ungleich, bald schlanker und schmaler, bald 
gedrungener und breiter, wechseln willkürlich mit einander. Die Fenster in der 
Nordmauer gehören wahrscheinlich dem Umbaue an, der bald nach Einführung der 
Reformation im Jahre 1559 stattfand, dem auch die Ueberwölbung aus Holz zu- 
zuschreiben ist. Die Vorliebe für den Spitzbogen, welchen die Fenster noch haben, 
erhielt sich hier, wie die Kirche in dem nahe gelegenen Dorfe Wohnbach beweist, 
  
Fig. 134. Münzenberg. 
Kirche. Konsole mit Rippen. 
    
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
     
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
    
Fenster 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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