Die Pfarrkirche
218 KREIS FRIEDBERG
XXVIl. NIEDER-ERLENBACH
FARRDORF, liegt in der ehemaligen Seulberger oder Erlenbacher Mark
im Niddagau!) Im Jahre 779 wird ein Arzldach,?) 804 eine Vılla
Erilbach,?) 816 ein Ehrbach,*) dann ein Erlebach®) und 948 ein
Ferlibach®) erwähnt.”) Im Jahre 1376 verleiht Kaiser Karl IV. den
Bürgermeistern und Bürgern der Stadt Frankfurt das Recht, Schultheisen und
Schöffen in Nzeder- Erlenbach einzusetzen.®) Die hierdurch gewonnenen Hoheits-
rechte übte Frankfurt bis zum Jahre 1866 aus, wo der Ort nach der Annexion
durch Preussen vertragsmässig an Hessen überging.
Die Beziehungen des Ortes zu Frankfurt sind auch heute noch nicht erloschen ;
die Stadt besitzt dort zwei Erziehungsanstalten, von denen die für Knaben Aufnahme
in der »Burg« gefunden hat, einem Anwesen, das ehemals Eigenthum der Herren
von Glauburg war. Die stattlichen Gebäulichkeiten dieser »Burg« gehören der
neueren Zeit an, und nur der theilweise zugeschüttete und eingeebnete Graben
giebt noch Zeugniss von den ehemaligen Befestigungen. Dass in dem Orte eine
Anzahl Patrizier ihren Sitz hatte, darauf deuten noch heute die geräumigen Hof-
bauten hin, welche mitsammt der breiten Hauptstrasse dem Dorfe ein besonders
stattliches Ansehen verleihen.
Kirchlich gehörte Nieder-Erlenbach zu dem Archidiakonat von St. Peter in
Mainz.?) Die früher reichslehnbare Kirche ist im Jahre 1346 von dem Ritter
Hans Vogt von Bonames dem Liebfrauenstift in Frankfurt übergeben worden und
dient seit der Reformation zu evangelischem Gottesdienste. !)
Die Pfarrkirche ist ein schlichter, verputzter, einschiffiger Bau mit gerad-
linigem Schluss im Osten und flacher Decke; der Westseite ist ein viereckiger
Thurm mit hölzerner Glockenstube und achtseitigem Helm vorgebaut; an die Ost-
mauer lehnt sich eine viereckige mit einem Grathgewölbe überdeckte Sakristei.
Zwei verstümmelte spitzbogige Maasswerkfenster in der Nordmauer des Langhauses
verrathen, dass der Kern des Bauwerkes noch gothische Reste hat. Auch die aus
der untern Thurmhalle in die Kirche führende Thüröffnung ist spitzbogig. Der
Sturz der nördlich vom Thurme über einer Treppe in der Westmauer angebrachten
Emporenthüre trägt die Jahreszahl 1637, während der Thurm laut der Inschrift
einer Sandsteintafel » Anno Domin! MDCCKXV... renovirt, das Mauerwerck
wıe es an jelzo zu sehen erbauet worden« von »Görg Trosbach Mauermeister
ın Franckfurt.« Aus dem ı8. Jahrhundert stammt auch die Spiegeldecke der
Kirche, die sich über einem Gesimse mit einer weiten Kehle den Mauerflichen
2) Vgl. über die Seulberger Mark bei Thudichum, Rechtsgeschichte der Wetterau. Tübingen 1867. Seite 275.
2) 3) 4) Cod. Lauresh. Nr. 3017 u, 3749, 3403, 3386. 5) Dronke, Trad. 104, 19.
6) Wenk a. a. O. III. 28. 7) Vgl. auch Draudt, Karl, die Grafen von Nürings in den »Forschungen zur
deutschen Geschichte«. Göttingen 1883. S. 456 u. 457. 8) Nach einer Original- Urkunde im Grosshzgl. Haus -
u. Staatsarchiv in Darmstadt, woselbst auch die Bestätigungsurkunde des Königs Wenzel ist.
9) Würdtwein a.a.a.O. Bd. II. S. 33. 35. ı0) Böhmer, Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt. S. 597.