Die Oberkirche
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attische, die Dienste haben Kapitälchen mit Volutenschmuck, der gesammte Pfeiler über
diesen Kehle und Platte als Kapitäl für die Bogenlager. Die Pilaster vor den Mauern
haben dieselben Basen wie die Pfeiler und deren umgekehrte Form zu Kapitälen.
Von weiteren bemerkenswerthen Steinmetzarbeiten sind ausser der recht schönen
erwähnten Zwergsäule des Nebenraumes der Vorhalle die Kämpfergesimse der Chor-
anlage hervorzuheben, die eine schöne Verzierung mit Palmetten in romanischem Stile
und Schnitt erfahren haben.
Zur Oberkirche gelangte man
von der Vorhalle aus über zwei seit-
liche Treppen, deren untere Hälften
auf den Halbtonnen der Gewölbe
der Seitenräume ruhten. Auf der
nördlichen Treppe aus Stein steigt
man noch heute hinauf, die südiiche
ist verschwunden und die entspre-
chende Bogenöffnung zugemauert.
Von der Oberkirche hat sich nur
noch erhalten die innere runde, äus-
serlich aus dem 14-Eck konstruirte
Apsis,jedochohnedasGewölbe, und
ein Theil der nach Süden zu anstos-
senden Östmauer. Die innere Run-
dung ist an den Ecken zu Spitzen
eingezogen. Für den Triumphbogen
war hier ursprünglich eine sich ab-
schrägende reiche Profilirung vorge-
sehen, die abernur an dem unteren
Stücke der Ecken zur Ausführung
I. gekommen ist. Offenbar hat man
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diese schon während des Bauens
aufgegeben, da man den Bogen der
Apsis, wie die noch vorhandenen
Fig.147a. Hauptportal der Fohanniterkirche zu Nieder - Weisel. Anfänge beweisen, ganz Schkcit
ausgeführt hat. Aus diesen Bogenanfängen ist noch heute die Höhe der Apsis zu be-
stimmen. Von den übrigen Umfassungsmauern der alten Oberkirche sind nur wenige
Steinschichten erhalten. Im Chore ist die alte Piscina aus Lungstein noch vorhanden.
Die Oberkirche ist mit der Unterkirche durch drei Oeffnungen der Zwischendecke
in Verbindung gesetzt. Hiervon befinden sich zwei zu den Seiten des Chores, wo sie
nischenartig in den Mauern des Chores herabgeführt sind, die dritte kreisförmige in dem
Gewölbe des dritten Mittelschiffjoches. So konnten die in der Oberkirche befindlichen
Kirchenbesucher, wahrscheinlich Kranke, an der gottesdienstlichen Feier in der Unter-
kirche Theil nehmen. Auch der Umstand, dass in den westlichen Jochen des Mittel-
schiffes eine Verbindung zwischen den beiden Kirchenräumen nicht hergestellt ist, spricht
für die unten mitgetheilte Annahme über die räumliche Ausdehnung der Oberkirche.