Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
  
NIEDER -WEISEL 231 
Die Unterkirche war verputzt und bemalt; Spuren von Rankenwerk lassen 
auf frühgothische Herkunft schliessen. Im Mittelschiff vor der Apsis sind am Ge- 
wölbe noch Medaillons mit der Darstellung der Evangelistensymbole zu erkennen. 
Die Seitenschiffmauern der Unterkirche enthalten je 4 rundbogige Fenster, der 
Hauptchor drei, die beiden Nebenchöre je eins; dieselben sind rundbogig und haben 
schräge Laibungen;; der Anschlag ist aussen rund. Der Chor der Oberkirche hat drei 
ebenso gestaltete Fenster. Ausserdem aber befindet sich hier neben dem Chor noch 
ein Rundfenster, das als Sechspass gestaltet und äusserlich von einem Zickzack um- 
randet ist. Die Nebenräume der Vorhalle haben je ein altes schmales Rundbogenfenster. 
Das Hauptportal (Fig. 147a) befindet sich an der Westseite und führt in den 
Mittelbau der Vorhalle. Dasselbe ist innerhalb recht- 
eckiger Umrahmung rundbogig und hat stufenförmig ab- 
geschrägte profilirte Wandungen. Zwei schlicht profilirte 
rundbogige Portale sind ausserdem in der Nord- und 
Südmauer. Das letztere trägt auf dem linken Bogen- 
schenkel die Inschrift: WOLFRAM’, deren Fortsetzung 
wohl beabsichtigt war. 
  
Das Aeussere des alten Baues zeigt ein sauber gefügtes schlichtes Quader- 
mauerwerk. Die Chorseite der Unterkirche ist über den Fenstern zwischen Li- 
senen von einem Rundbogenfries umsäumt, der oben von einem Bande mit 
doppeltem Zickzack begrenzt wird. Dieser Rundbogenfries setzt sich, jedoch in der 
Höhe um ein Bedeutendes zusammengezogen, über die Ecken hinaus fort, wo jenes 
Band bald senkrecht aufsteigt, damit der Rundbogenfries sich über die Fenster des 
Langhauses fortbewegen kann, und hier über der Lisene des zweiten Joches wiederum 
senkrecht emporsteigt und mit dem alten Mauerwerke abbricht. Wie dieser Rund- 
bogenfries weiter lief, ist nur mit einiger Wahrscheinlichkeit festzustellen. An der 
Langseite sind die dritten und vierten Lisenen, vom Chore aus gerechnet, höher 
als die andern; sie gingen wahrscheinlich früher auch noch höher hinauf, bis unter das 
Dach, wo der Rundbogenfries zwischen ihnen in bekannter Weise seine Fortsetzung 
fand und sich vielleicht auch um die Ecken und das Giebelfeld der Westseite fort- 
setzte.!) Die Lisenen entsprechen genau den Pilastern, welche im Innern die 
Gurtbogen aufnehmen. Ueber jenem Rundbogenfries ist die Oberkirche als selbstständiger 
Theil mit besonderem Sockel aufgebaut. Dieses Sockelprofil zeigt die attische Basenform, 
setztsich mit dem Zickzackstreifen noch über die Langseiten fort und steigt hier am Ende 
desselben mit empor. Die Unterkirche hat einen Sockel aus Wulst und flacher Kehle. 
Der Chor der Öberkirche ist oben gleichfalls mit einem Rundbogenfries ver- 
ziert worden, der aber kürzere Schenkel als der untere hat. Ob auch dieser sich 
nach beiden Seiten fortsetzte, ist nicht mehr festzustellen. 
Spuren von ehemaligen Thurmanlagen haben wir nicht vorgefunden; auch lassen 
die Mauern der Vorhalle und ihrer Nebenräume, wo solche am ersten vermuthet 
werden können, wegen der zum Theil geringen Dicke, solche nicht annehmen. 
ı) Die Oberkirche bestand wahrscheinlich aus zwei Theilen: dem Vorraum mit den Treppenmündungen und 
der Kapelle. Der Rundbogenfries umrahmte demnach in sinniger Weise den oberen Kapellenraum, der von Osten 
nach Westen bis zum letzten senkrechten Aufsteigen des Zickzackbandes reichte. 
Malerische Aus- 
stattung 
Fenster 
Portale 
Aeusseres 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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