236 KREIS FRIEDBERG
Das Dorf wurde mehrmals von grossen Bränden heimgesucht. 1591 sollen
»Anhaltische« bei ihrem Zuge nach Frankfurt einen bedeutenden Brand veranlasst
haben, indem »die frantzische Reuter aus Muthwill mit Speck in die Strohdächer
geschossen«. Am 27. Juli 1716 brach jener grosse Brand aus, welcher das ganze
Dorf sammt Kirche und Rathhaus bis auf die 3 Pforten und auf drei Häuser
verzehrte. Auch 1803 soll ein derartiges grösseres Unglück eingetreten sein. Zu
den Häusern, welche bei jenem grossen Brande wenigstens theilweise verschont
Fig. 149. Ober- Mörlen. Giebelansicht des Schlosses.
blieben, gehört auch das »von Wetzel’sche«, jetzt »von Rabenau’sche« Haus, ein
hoher Steinbau innerhalb eines von hohen Mauern umfriedigten Gartens und Hofes.
Ein Staffelgiebel (Fig. 149) mit geschwungenen Sandsteinfassungen zeichnet dieses
verputzte und mit Sandsteinprofilen verzierte Haus aus. Ein grosser Sandsteinschild
mit dem gemeisselten Doppeladler an dem dritten Stockwerk trägt die Jahreszahlen
1589 und 1717, von denen die erstere wohl die Zeit der Erbauung, die letztere
die der Restauration nach dem grossen Dorfbrande angiebt. Unter diesem Wappen
befinden sich zwei andere kleine mit der Jahreszahl 1691, die der Familie von
Wetzel und von der Hees, die auch über einem Hofthor mit der Jahreszahl 1704 an-
gebracht sind.
Das deutsche Ordenshaus wurde bei dem Brande von 1803 vernichtet und
an seiner Stelle das jetzige Pfarrhaus errichtet. ')
ı) Vgl. Arch. Bd. V. XIII. S. 120, die Mittheilungen von Prof. Dieffenbach.