FERIEN
Die Kirche
2A KREIS FRIEDBERG
erbauten Mauern die mit Schiessscharten versehenen runden Thürme, welche durch
den Wehrgang der Mauern mit einander verbunden waren. In der Mitte dieser
ein Rechteck bildenden Burg erhebt sich auch noch ein runder Thurm mit Schiess-
scharten, an dem der Anschluss einer heute zerstörten Mauer noch sichtbar ist.
Die Burg selbst wird durch einen Wassergraben in zwei Theile getheilt. Reste von
den Mauern, Thürmen und Thorbauten der alten Burg sind noch vorhanden (Fig. 154);
am besten erhalten ist der östliche Mauerzug, der noch ein gothisches Seiten-
pförtchen hat. Im Uebrigen bietet die Burg Bemerkenswerthes nicht mehr. Zwei
Figuren des hl. Nepomuk und der Madonna aus Sandstein, die innerhalb der Burg
Aufstellung gefunden haben, sind leidliche Arbeiten des Spätbarocks.
Als ein wichtiges Zeugniss altgermanischen Culturlebens bei Ockstadt darf
der Ockstädter Bronzefund nicht unerwähnt bleiben, ein Massen- oder Sammelfund,
der Celte und Lanzenspitzen, Sicheln, verzierte und unverzierte Armringe, Theile
von Pferdegeschirren und Bronzereste aus Gusstiegeln umfasst. Er befindet sich
jetzt im Grossherzoglichen Museum zu Darmstadt.
SS
XAXV. OSIHEIM
FARRDORF, bei Butzbach gelegen, im Mittelalter auch Oysiheim ge-
nannt, gehörte zur Mark von Hochweisel, !) die im 13. Jahrhundert
durch Erbschaft von den Münzenbergern in den Besitz der Herrn von
Falkenstein gelangte. Nach dem Aussterben dieses Hauses kam der
Ort an die Münzenbergische Linie der Eppsteiner und theilte von da an das
Schicksal des Schlosses Ziegenberg, wodurch er 1479 an Hessen gelangte. Das
Gericht zu Ostheim wird in einer Urkunde von 1245 erwähnt.?) Die Kirche war
Filialkirche von Nieder-Weisel mit eigenem Pleban. 1639 wurde Östheim durch
den Oberstlieutenant Wiese niedergebrannt. ®)
Die Kirche (Fig. 1355) besteht aus einem schlichten rechteckigen, sich von
Süden nach Norden erstreckenden Langhause mit flacher Decke, das in den Jahren
1749 und 1750 dem Thurme einer ehemaligen mittelalterlichen Kirche vorgebaut
wurde. Das südliche Portal trägt die Jahreszahl 1749. Die Fenster und Thüren
haben geraden Sturz. Die Spiegeldecke ist in Felder eingetheilt, deren Umrahmung
aus profilirten Leisten und flachen Blätterguirlanden in Stuck besteht. An drei Seiten
sind hölzerne Emporen. Unter der südlichen befindet sich ein Medaillon mit der
Umschrift: SUB UMBRA ALARVM JEHOVAE. 1750. und dem Monogramme des
Landgrafen Ludwig’s VIII. mit dem verschlungenen Doppel-L. Der Thurm befindet
sich an der östlichen Langseite. Das erste Stockwerk ist viereckig und in seinem
ı) Landau a. a. O. S. 83, 2) Scriba Regesten. Nr. 3375. 3) Arch., Bd. XI, S. 359.