PETTERWEIL 247
Bei der Theilung der Falkensteiner Erbschaft gehörte Petterweil zu den Orten,
welche Sayn und Isenburg gemeinschaftlich verblieben.
1644 wurde der Ort eingeäschert; auch die Kirche scheint hierbei nicht ver-
schont geblieben zu sein.
Die Kirche zu Petterweil birgt in ihrem Kerne noch romanische Reste;
mehrfache Umbauten haben aber den Charakter dieses Stils vollständig verwischt,
so dass das Kirchlein sich als ein roher rechteckiger zusammengeflickter Bau ohne
Chor und mit einem schlichten rechteckigen Dachreiter, der ein Zeltdach trägt,
präsentirt. Das verschiedenartige Flickwerk wird schon durch die Verschiedenheit
der Fenster angedeutet, die grösstentheils mit einem Stichbogen überdeckt sind.
Ein gerader Fenstersturz trägt die Jahreszahl 1658. Die letzte Restauration fand
1857 statt; sie soll die Hauptreste früherer Zeit beseitigt haben. Die Decke der
Kirche ist flach. Ein gebauchter Pfosten aus Holz, der Hauptträger des Dach-
reiters, trägt eine auf eine Hauptrestauration sich beziehende Inschrift, die aber
theilweise verdeckt ist.
Die wenigen romanischen Reste zeugen davon, dass einst ein kunstvoller
Bau hier gestanden: das rundbogige Portal der Westseite ist mit schlichtem Ge-
wände aus Sandstein hergestellt; das sechseckige Weihwasserbecken neben ihm
aus demselben Material ruht auf einem eckigen Pilaster, dessen Basis die ge-
streckte attische ist und dessen Stamm sich verjüngt. Einige Eckquadern des im
übrigen verputzten Baues zeigen eine Bearbeitung der Flächen nach dem Fisch-
gräthenmuster.
Ein Taufstein aus Basalt mit Spitzbogenverzierung ist dem zu Münzenberg
ähnlich; er hat einen oberen Durchmesser von 1,33 m.
Kirche
Romanische
Reste
Taufstein
Ein 0,175 m hoher wohl erhaltener Abendmahlskelch aus vergoldetem Silber Abendmahlskelch
von gothischer Form ist in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zu setzen; sein
Fuss ist rund; der Knauf hat sechs rautenförmige Zapfen und sechs Rosetten,
auf der Oberfläche eingravirte Maasswerksmuster. Ueber und unter dem Knauf
steht in gothischen Minuskeln: ihefus nazarenug 5. rer T juteorum. In grossen
lateinischen Buchstaben ist unter dem Rande des Fusses eingravirt: DIESER v
KR: GEHORD.v ZU.x BETFTERWIE
Ein hölzernes Vortragekreuz hat ein recht gut geschnitztes Christusbild aus
dem 16. Jahrhundert; die Höhe des letztern ist 0,22 m. Zwei aus Holz ge-
schnitzte Apostelfiguren sollen nach Giessen gebracht worden sein.
Die drei Glocken stammen aus dem Jahre 1724. Die Inschrift auf jeder
derselben lautet: Gos mich Johannes und Andreas Schneidewind in Franckfurt
vor die Gemeinde Petterweıl anno 1724. Auf dem Bauche sind ein Crucifixus
und Stern in Relief angebracht. Die Glocken sind 1,08, 0,88 und 0,75 m hoch
und: bez. 0,83, 0,70 und 0,59:m breit.
Von dem sog. Homburger Schlösschen, einem neuen Wohnhaus ohne Be-
deutung, welches ehemals dem Landgrafen von Homburg gehörte und vermuthlich
an der Stelle des alten Schlosses steht, liegen im Osten und Süden noch Reste
des früheren Walles und Grabens; auch sind hier noch einige ältere Mauerreste
vorhanden,
Vortragekreuz
Privatbauten