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aus Basaltsteinen hergestellt. Der spitzbogige Thurmeingang ist hoch gelegen; der
ausserdem mit einigen Schiessscharten versehene Thurm ist oben von einem Rund-
bogenfries umgeben. Vor ihm ist der ehemalige Lauf des Stadtgrabens noch zu
erkennen.
Ein zweiter runder Thurm von ansehnlicher Dicke steht an einer Ecke der
Stadtmauer in der heutigen Neugasse; neben ihm sind an der ausserhalb der
Stadt ziehenden Rossgasse noch Reste der Stadtmauer vorhanden. Der hoch ge-
legene Eingang ist spitzbogig; der Thurm hat ein überwölbtes Verliess. Endlich
befindet sich ein dritter runder Eckthurm, der gleichfalls einen spitzbogigen Ein-
gang, aber zu ebener Erde hat, in der Thurmgasse. Von dem Oberthore sind
noch geringe Spuren zu erkennen.
Auf Spuren von germanischen Gräbern, Urnen mit Knochen, stiess man im
Jahre 1881 bei Drainirungsarbeiten westlich vom Orte, etwa 200 Schritte weit hinter
dem neuen Friedhofe, auf den sog. Feuergräben.
Se
AAAIS RENDEL
ein ehemals zum freien Gericht Kaichen und mit diesem zur Burg Friedberg ge-
höriges Pfarrdorf, wird im 8. Jahrhundert, !) wo Schenkungen aus der Gemarkung
an das Kloster Lorsch stattfanden, Rantwillu und Rantwilre, im 12.—ı4. Jahr-
hundert Rendelo und Rendele genannt.
Im Jahre 1358 verlieh Heinrich von Isenburg, Herr von Büdingen, das Pa-
tronat der Kirche dem Kloster zu Ilbenstadt.?) Seitdem besetzten die hier wohnen-
den Prämonstratenser die Pfarrei mit einem Pleban ihres Ordens. Der Frühmesser
gehörte jedoch diesem Orden nicht an.?) Im Jahre 1334 errichteten und dotirten
der Pastor Hermann von Mühlhausen und die Gemeinde Rendelo eine Priester-
pfründe für den Altar der hl. Jungfrau daselbst.
Die Kirche besteht aus einem älteren, geradlinig geschlossenen Chor mit flacher
Decke, der noch gotliische Spitzbogenfenster hat, und einem neueren, aus dem
Anfange des 18. Jahrhunderts stammenden einschiffigen Langhaus mit einer Decke
in Korbbogenform, das hohe Rundbogenfenster hat. Die südliche Chorseite hat
ein zweitheiliges Maasswerkfenster mit Dreipass im oberen Felde. In der Nord-
mauer des Chores befindet sich ein schlichtes rechteckiges Tabernakel, dessen be-
krönender Halbkreis schlichtes Maasswerk (Dreipass) umschliesst.
Von den drei Glocken ist die zweite 0,74 m hoch und 0,88 m breit; sie
trägt die Aufschrift: ANNO 1736 GOS MICH JOHANN GEORG SCHNEIDE-
WIND IN FRANCKFURT VOR DIE GEMEINDE RENDEL.
ı) Cod. Laur. Bd. II. Nr. 3017 etc. 2) Scriba, Reg. Nr, 1542.
3) Würdtwein, a. a. O., Bd. III. S. ı18.
Glocken