Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
  
  
  
  
  
Grabsteine 
260 KREIS FRIEDBERG 
Mitte dieses Hochaltares schwebt die bewegte Figur der Himmelskönigin in Wolken 
und von Engeln umgeben, oben Gott Vater und Gott Sohn, die Krone haltend, 
und der hl. Geist über ihnen allen. Auf einem Schilde an der obersten Bekrönung 
des Altars lesen wir das Chronostichon: Ar/g/ CVraVIlt An-|tonla De Cora et 
PhI\LIppIna Abbatlssa | Viraque Mogo-\-na. Die Errichtung des Altars fallt 
hiernach in das Jahr 1773. Vor dem Bogen über der Madonna trägt das reiche 
Werk einen Wappenschild, wie wir ihn oben kennen lernten, mit den Buchstaben A. H. 
Hinter dem Altare ist die Orgeltribüne angebracht, deren Brüstung zu den Seiten des 
Altars mit reichem Rococowerk verziert ist; die Kanzel ist in gleichem Stile errichtet. 
Diese Einheitlichkeit des Stiles bis in’s Einzelne hinein verleiht dem Kirchenraume 
trotz der eleganten Beweglichkeit seines schnörkelhaften Rahmenwerks und bei der 
Heiterkeit und Frische in der Gesammtwirkung eine gewisse, dem heiligen Zwecke an- 
gemessene Ruhe und Würde. Dem heutigen Zwecke des Raumes freilich entspricht 
die leichte und gefällige Art seiner dekorativen Ausstattung in keiner Weise. — 
Von den Abendmahlsgefässen des ehemaligen Klosters ist ein spätgothischer 
Kelch erwähnenswerth, dessen achteckiger Fuss mit einem Crucifixus mit geschweiftem 
Querbalken und den knieenden Figuren eines Mannes und einer Frau verziert ist; er 
ist eine Treibarbeit aus vergoldetem Silber, 0,165 m hoch und hat einen mit rauten- 
förmigen Zapfen verzierten Nodus; letztere sind mit Rosetten verziert. Ein zweiter 
0,22m hoher Kelch, dessen Fuss ein Sechspass bildet und dessen Nodus mit Ro- 
setten und Buckeln schlicht verziert ist, trägt den Namen des Stifters und eine 
Jahreszahl eingravirt: Todias Leutwein Sexpebendarius. anno 1620. 
Der Grabstein des Stifters des Klosters und seiner Gemahlin hat sich trotz 
der Umbauten des letzteren erhalten und ist an der Tribünenmauer aufgerichtet 
und pietätvoll mit einem Rahmen aus Rococoschnörkeln in Stuck umgeben worden, 
wodurch er dem Stile der Kirche angepasst ist.!) Die beiden, auf einem Sandstein 
in Relief ausgehauenen Gestalten (Fig. 163) sind bemalt und beide ziemlich gute 
Arbeiten. Der Mann hat perückenartiges, gelocktes Haar und trägt ein langes, 
schlicht herabfallendes Untergewand und einen kurzen Mantel darüber; die Hände 
hat er vor der Brust zum Beten gefaltet. Die Frau ist gleichfalls in langem, 
schlicht fallendem Gewande und Mantel darüber dargestellt; letzterer ist in den 
Armwinkeln aufgenommen; die Hände hat sie wie der Mann gefaltet; das Haupt 
ist mit kopftuchartiger Haube und mit einer Kinnbinde angethan. Neben 
dem Mann befindet sich das Bellersheim’sche Wappen, neben der Frau das 
der von Düdelsheim. Zwischen beiden Köpfen ist der Bellersheim’sche mit dem 
Einhornskopf gezierte Helm angebracht. Die Umschrift in gothischen Majuskeln 
ist stark verschmiert; sie lautet: (ARNO DDI: DECO) XLILU - VII - KL’ 
OCSOBRIS- 5: JOHES- DILES-DE- BELOST- 
Nicht weit von diesem Grabstein liegt auf dem Boden der Kirche ein zweiter 
mit zwei schlichten Wappenschildern über einander aus Lungenbasalt, auf dessen 
Rande in gothischen Majuskeln steht: + ANRO- ONI-®-CCC -L-OII-VIKL- 
DAL-5-WNHER- SENIOR....DE-ROCKINBE’- HIC. SEPULGUS- 
1) Hiernach ist die entgegengesetzte Nachricht bei Scriba a..a. ©. S, ı22 im Arch. Bd. VI. zu corrigiren.
	        
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