Ev. Pfarrkirche
278 KREIS FRIEDBERG
AIVE VEBEL
TADT an der Nidda, wird schon im 8. Jahrhundert als Felwzla im
Nitachgowe, Velavılre und Velewelre erwähnt; !) vom ı12.bis 15. Jahr-
hundert heisst der Ort Velewilo, Velwile, Frlbil, Fılbell, seit dem
17. Jahrhundert meistens Vzldel; der Name bedeutet »Weiler des Filue.
Aus der Münzenberg’schen Erbschaft gelangte die eine Hälfte des Ortes an Hanau,
die andere an die Falkensteiner und von diesen an die Eppsteiner, die 1420
die Vogtei und das Hubengericht zu Vilbel und ein Schloss daselbst, letzteres
mit Isenburg und Sayn gemeinschaftlich, besassen.?) Diese letztere Hälfte fiel
1590 an Mainz und 1803 an Hessen-Darmstadt, während die Hanauische auf
Kurhessen überging; 1816 erhielt Hessen-Darmstadt auch diese Hälfte. °)
Die auf einem Hügel über der Stadt höchst malerisch inmitten des Fried-
hofes gelegene evangelische Kirche ist ein schlichter einschiffiger Bau mit einem
Chor über drei Seiten des Achtecks und einem quadratischen Thurme vor der
Westseite; die Ecken sind aus Quadern hergestellt, die Mauerflächen verputzt; die
Fenster und das Portal der Nordmauer des Langhauses haben flache Bogen; letz-
teres trägt die Jahreszahl 1697, welche auch die der Erbauung des Langhauses in
seiner heutigen Gestalt ist. Von dem ältern Baue, der an derselben Stelle ge-
standen, haben sich noch der untere Theil der Südmauer des Langhauses und ihre
mit Schräge und Kehle profilirten Fensterwandungen, sowie der Thurm erhalten.
Letzterer ist viereckig und hat zwischen den Eckquadern gleichfalls verputzte
Flächen; ein spitzbogiges Portal mit gekehlter Wandung führt in die mit einem
Sterngewölbe überdeckte Halle, deren Rippen gekehlt sind und in den Ecken auf
Konsolen ruhen, von denen zwei mit Masken verziert sind. Von dieser Thurm-
halle führt eine breite rundbogige Oeffnung in das Langhaus. Neben dem Portal
des Thurmes ist ein steinernes Weihwasserbecken in die Mauer eingelassen, über
dem sich in spitzbogiger Nische ein stark verwitterter Kopf in Relief befindet.
Die Mauern des Thurmes sind durch Fenster belebt, und zwar über dem Portale
durch schlichte spitzbogige, darüber durch rundbogige, die Zacken an der Bogen-
wandung haben, und innerhalb der Giebel, über denen der achteckige Helm aus
Holz und Schiefer aufsteigt, durch schlichte zweitheilige spitzbogige. Dieser Thurm
ist spätgothisch. An seiner Nordseite führen eine Treppe und ein hochgelegenes
spitzbogiges Portal zu den Emporen des Langhauses.
Die Orgel mag aus der Zeit der Erbauung des Langhauses stammen. Ihr
Gehäuse zeigt neben andern Ornamenten auch das in der Gegend mehrfach vor-
kommende »Ohrmuschelmotiv«.
1; Cod. Lauresh. Bd. III. S. 97. 2) Arch., Bd. I. S. 527. 3) Arch., Bd. X. S, 214.