Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

ade‘ PAKAEHTARERTE EEE TE er TE ET EEE ENTE ET TRETEN ET 
VILBEL 283 
zerstört sind; nur in dem Thurme an der südwestlichen Ecke sind eintheilige Fenster. 
Von den Fensternischen der Ostmauer gelangt man durch einen in der Mauer an- 1 
gelegten gewölbten Gang zu dem Wehrgange der Hofmauer. | 
Formen von charakteristisch künstlerischer Gestaltung bietet die Burg nicht; 
aber sie ist trotzdem eine redende Zeugin einer verschwundenen Kulturperiode, und 
ihre Erhaltung erscheint um so wünschenswerther, da sie als Wasserburg nicht viele 
Genossinnen mehr in unserm Lande hat. 
Die kleinen Wirthschaftsgebäude der Burg sind noch heute in Benutzung; 
dass der Thurm schon im vorigen Jahrhundert zu Wohnungen eingerichtet war, 
lehren die profilirten Thürgewände. 
Dass Vilbel eine Römerstätie gewesen, hierfür fand schon im Jahre 1845 a | 
Prof. Dieffenbach unbezweifelbare Anhaltspunkte. !) Als im Jahre 1848— 1849 bei 1] 
Anlegung des heutigen Bahnhofs Vilbel nördlich und südlich von diesem Füllerde 
entnommen werden musste, stiess man auf altes Mauerwerk, römische Ziegel und 
Trümmer von Marmorverzierungen, Mosaiksteinchen, einen aus schwarzen und weissen 
Steinen zusammengesetzten kleinen und endlich auf einen grössern Mosaikfussboden, 
der im Auftrage der Grossherzoglichen Museumsdirektion zu Darmstadt von dem 
Gallerie- Inspektor Seeger seiner Stelle enthoben, gereinigt und nach Darmstadt ge- 
bracht wurde, wo er noch heute die schönste Zierde der römischen Sammlung bildet. ?) ‚ 
Dieser Fussboden entstammt nach den im Jahre 1849 gemachten Unter- 
suchungen einem römischen Bade, neben dem sich der heutige Bahnhof Vilbel der 
Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt und Friedberg erhebt. Von dem Grundrisse 
dieses Bades sind nachgewiesen das Caldarium (Warmwasserbad), das Tepidarium 
(Warmluftraum), das Frigidarium (Kaltwasserbad) mit dem grossen Mosaikfussboden 
vor dem Bassin, Hypokausten für Räume mit schwebendem, auf viereckigen Ziegel- 
steinpfeilerchen ruhenden Estrichboden, hinter deren Wandfläche Hohlziegel für den 
Durchzug der warmen Luft angebracht waren. Von diesen Hypokausten ist ein 
Stück in dem Darmstädter Museum wieder aufgebaut worden. I | 
Der 7,1 m lange und 4,8 m breite Mosaikfussboden ruht auf einem Untergrunde | 
aus sechs übereinander gelagerten theils aus Kalk und Ziegelmehl, theils aus Kalk und 
Kieselsteinen hergestellten Schichten und in einer oberen Bettung aus Gips. Von den 
etwa einen Centimeter breiten Steinchen sind die weissen, hell- und dunkelgrauen, 
schwarzen und violetten von Marmor, die hell- und dunkelrothen und verschieden- 
artig braunen und die gelben aus gebranntem Thon; einige Glassteinchen sind blau 
und grün. Einige Steinchen sollen ursprünglich dünne Blättchen aus Gold gehabt 
haben, die durch das nothwendig gewordene Abschleifen der Oberfläche bedauer- 
licher Weise völlig verloren gegangen sind. 
Mit jenen Steinchen stellt der Mosaikfussboden, der leider zum Theil zerstört 
ist, innerhalb eines Rahmens mit Flecht- und Treppen- oder Zinnenmuster in freier An- 
ordnung und ohne feste Composition ein buntes Gewimmel mythischer und natürlicher 
Gebilde dar: den Seecentauren, das Seepferd, den Seelöwen, den Seedrachen, den 
Delphin, den Schwan, die Ente, den Meeraal, Fische und Schalthiere, Eroten mit 
7) Archiv, Bd. Veixıır S. 190. 2) Vgl. Bossler, die Römerstätte bei Vilbel und der im Jahr 1849 
entdeckte Mosaikboden im Archiv, Bd. X. S. ı etc. Mit Abbildungen. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.