284 KREIS FRIEDBERG
Delphinen. Das alles gruppirt sich lose um ein Mittelgebilde, welches grösstentheils
zerstört ist, nach den Vermuthungen von O. Jahn aber die Maske eines Meer-
dämonen darstellte. Die einzelnen Figuren sind recht lebendig und zum Theil
in bewegtem, graziösem Linienfluss ausgeführt, so weit die spröde Technik dieses
zulässt. Das Werk gehört zu den schönsten dieser Art, welche die römische Kunst
diesseits der Alpen geschaffen hat. Der Künstler nennt sich unter dem Mittel-
bilde, wo wir lesen: PIIRVINCVS FIICIT!) (Pervincus fecit).
8.
XLVIL WIOCKSTADT. UND STFERNBACEH
a ICKSTADT, im 13. Jahrhundert Wicken- und Wichenstat, bis in dieses
2
ART) Jahrhundert hinein Pfarrdorf, jetzt nur noch Solms -Rödelheim’sche
ER:
Im Jahre 1231 gestattete Ulrich, Herr von Münzenberg, dem Ritter Henrich von Wicken-
Domäne und Pfarrkirche, gehörte nebst dem gleichfalls ausgegangenen
Dorfe Sterren-, Sterrin- oder Sternbach den Herren von Münzenberg.
stad und dessen Gattin Kunigunde, sowohl ihre eigenen Güter zu Wickenstad und
Sterrinbach, als auch ihre von ihnen zu verleihenden Lehngüter zu Sierrinbach dem
Kloster Arnsburg erblich zu übergeben. ?) Auch übertrug Gerlach von Isenburg 1255
demselben Kloster die Jurisdiction in Wickenstatt.?) Der Besitzstand des Klosters in
dieser Gegend nahm noch in diesem Jahrhundert so zu, dass 1292 der Pfarrer von
Sterrinbach vor Gericht aussagte, fast alle Feldgüter der beiden genannten Dörfer seien
im Besitze des Klosters Arnsburg, so dass seine Pfarrei durch die Veranlassung des
Klosters vom Volke entblösst worden sei.*) In Folge dieses Umstandes verschwindet
das Dorf Sternbach; nur seine im Laufe der Zeit mehrfach umgebaute Kirche, jetzt
eine Wallfahrtskirche, bleibt bestehen und wird von Wickstadt aus bedient. Ein
Notariatsinstrument vom Jahre 1478 handelt über die Einverleibung der Kirche zu
Sternbach in das Kloster Arnsburg, zu der Papst Sixtus IV. schon 1476 die Be-
stätigung gegeben hatte.?) Sechs Herren Löw zu Steinfurth hatten nämlich im
Jahr 1449 die Pfarrei Sternbach mit Zubehör, die sie bisher von Isenburg und
Eppstein zu Lehen trugen, mit deren Zustimmung an das Kloster Arnsburg ab-
getreten, worauf im nächsten Jahre schon die Einverleibung in dasselbe erfolgt war.
Nach der Aufhebung des Klosters Arnsburg im Jahre 1803 erhielt Solms - Rödel-
heim die Besitzungen des Klosters in den Gemarkungen Wickstadt und Sternbach
mit der Auflage, den bisher von Arnsburg besoldeten Pfarrer zu unterhalten. Da
aller Grundbesitz Eigenthum des genannten gräflichen Hauses wurde, so ging auch
das Dorf Wickstadt in diesem Jahrhundert allmählich ein.
Die Kirchen zu Wickstadt und Sternbach unterstanden dem Archidiakonat St. Maria
zu den Greden in Mainz. Nach Würdtwein ®) gehörte die Kapelle in Wickstadt zu
der Pfarrei Sternbach und war daher auch im Besitze des Arnsburger Klosters, welches
ı) Das zweite Wort ist undeutlich. 2) Scriba, Reg. Nr. 364. 3) Ebds. Nr. 477.
4) Archiv, Bd, IX,S. 258. 5) Scriba, Reg. Nr. 2506. 6) Würdtwein, a. a. O. III. S. 100.