Full text: Kreis Friedberg ([C, 2])

  
  
WICKSTADT UND STERNBACH 287 
spitzbogige Maasswerkfenster, deren Bogenfelder je einen Dreipass ausfüllen, und Kreuz- 
gewölbe mit Rippen. Der dreiseitigen Apsis ist ein rechteckiges Joch vorgelegt. Der 
Schlussstein in jener ist mit einem Christuskopf in Relief, derjenige in dem letztern 
mit einem Wappen (Fig. 177a) verziert. An dem 
Aeussern der Chormauer ist im Osten unter einem 
zugemauerten gothischen Fenster in gothischen Mi- 
nuskeln die Jahreszahl anııa am. mecec Iü (1455) 
eingehauen, die wohl die Zeit der Erbauung durch 
  
die Arnsburger angiebt, und an dem der Nord- 
mauer ist ein Stein mit einem Wappen (der Schutz- ä b 
herrschaft, der Isenburger?) eingelassen (Fig. 177 b). Fern ap 
Ein spätgothisches Tabernakel im Chor hat einen 
Spitzbogen mit Eselsrücken, Krabben und Kreuzblumen und mit einem Christus- 
kopfe in Relief. Der Hochaltar aus dem Jahre 1748 hat links und rechts je eine 
Jesuitensäule und Giebelstücke mit bewegten Figuren. Hinter einem schmiedeeisernen 
Gitter aus derselben Zeit steht in der Mitte in einer drehbaren Nische eine Ma- 
donna aus Holz mit dem Jesuskinde, das Wallfahrtsbild der Kapelle, dessen Marien- 
kopf neu, das aber im Uebrigen kurz nach 1600 angefertigt ist. Es wurde im Innern 
des Marienbildes ein Pergamentstreifen mit einem Gebete gefunden,. welches die 
Unterschrift hatte: zohannes bachdentzer vo fridenbergk Mollitor. iar 1601. 10. 
Novimb. Da die Kirche dem hl. Gangolf geweiht ist, so befindet sich eine auf 
dessen Leben sich beziehende, in Holz geschnitzte Darstellung in einem achteckigen 
Rahmen über dem Wallfahrtsbilde: Der hl. Gangolf in Ritterkleidung und seine 
Frau, welche, dem Gottesurtheil sich unterwerfend, ihre Finger in Wasser steckt. 
Als vor Kurzem bei einer Restauration der Verputz des Langhauses abge- 
schlagen wurde, kamen ein grösseres gothisches Maasswerkfenster, zwei Schlitz- 
fensterchen mit Spitzbogen und zwei ebensolche mit Rundbogen zu Tage. 
Südlich vor und neben der Kirche befindet sich eine kleine offene Kapelle 
mit einer Pietäa, einer den Leichnam Christi auf ihrem Schoosse liebkosenden Mutter 
Gottes, die aus Holz geschnitzt und dick übermalt ist. Diese noch dem 17. Jahr- 
hundert angehörende Holzschnitzerei soll ehemals nicht weit von der Kirche im 
Walde gestanden haben. Auf der neu übermalten Stuckdecke ist die Auferstehung 
dargestellt. 
Von dem Dorfe Sternbach selbst ist keine Spur mehr zu erkennen; nur ein 
jetzt auch trocken gelegter Weiher unterhalb des Kirchleins mag noch bis in die 
Zeit, als die Kirche noch inmitten eines Dorfes lag, zurückreichen. 
Der nahe gelegene Wickstädter Wald birgt eine grössere Anzahl von Hügel- 
gräbern. 
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