Die Michaels-
kapelle
38 KREIS FRIEDBERG
Der zweite gothische, 0,19 m hohe Kelch (Taf. IV. Fig. 3) hat einen runden
Fuss und einen mit 6 Zapfen besetzten Nodus, die über einem Niellogrunde die
spätgothischen Minuskeln maria und eine Rosette tragen; zwischen diesen Zapfen
sind auf Buckeln schlichte gothische Maasswerksformen eingravirt, über und unter
dem Nodus sich kreuzende Linien.
Gleichfalls noch aus dem 16. Jahrhundert, wenn auch der Spätzeit, mögen
zwei silberne Abendmahlskannen von verwandter Gestalt stammen (Taf: IM Fig. .0):
Die reichere hat ausser Henkel und Ausguss auf dem Deckel einen stehenden
Engel und geflügelte Engelsköpfe. Auf dem Fusse und Bauche befinden sich spitz
zulaufende Buckel, die abwechselnd vergoldet sind, und am Fusse und Halse ein-
getriebene Linienverzierungen in Gestalt des gothischen Eselsrückens. Die Höhe
der Kannen beträgt 0,345 und 0,33 m. Auf der niedrigeren Kanne, findet sich
als Beschauzeichen der Frankfurter Adler und das Meisterzeichen N.B.
Eine schlichte aus Silber getriebene und theilweise vergoldete Deckel- und
Henkelkanne (Taf. IV. Fig. 5) mit Ausguss, kugelförmigem Bauche, unkenntlichem
Beschauzeichen und der Marke IR mag auch noch dem 16. Jahrhundert angehören.
Jünger ist eine vierte Henkelkanne mit birnförmigem Bauche und geschwungenem
Halse, die noch Spuren von Vergoldung zeigt. Sie hat das Frankfurter Beschau-
zeichen und die Marke PHS.
Eine sechseckige Hostienbüchse mit Deckel (Taf. IV. Fig. 4), welche auf drei
geflügelten Engelsköpfchen ruht, hat an den Seitenflächen in recht guten Gravi-
rungen drei Wappenschilder mit dem Namen »Wolfgangh. Weigel 1.6.5.7. —
Ophoff. Kelner — Johan nes. Mohr. Kugel Haus ses Verwalter«, auf den drei
andern Seiten Darstellungen des Abendmahls, die Kreuzigung und eine Allegorie
mit drei weiblichen und einer männlichen Figur. Der Deckel hat reiches Ranken-
und Blätterwerk in gleicher Arbeit. Durchmesser: 0,ıom, Höhe: 0,11 m, Meister-
zeichen: IB.
Eine flache Taufschüssel aus Kupfer mit der Darstellung der Verführung im
Paradiese -- Adam und Eva und die Schlange auf dem Baume — und mit zwei
Reihen gothischer Majuskeln sei wenigstens kurz erwähnt. !)
Die südlich von der Marcus- ER Z / z
kirche gelegene Michaelskapelle
ist eine Doppelkapelle. Die jetzt W: = SS \
durch eine Mauer in zwei Theile n = ea: N N!
zerlegte Unterkirche bildete einen > i N e
mit drei Kreuzgewölben überdeck- IL un,
ten rechteckigen Raum, dessen
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mittleres Gewölbe unter dem
Fig. 23. Grundriss der Michaelskapelle in Butzbach.
Schlusssteine durch eine acht-
eckige Basaltsäule mit viereckigem Sockel gestützt wird (Fig. 24 Ansicht). Die
Gewölbgrathe steigen auf schlichten spätgothischen Konsolen von der Mauer
empor. Ein breites zweitheiliges Maasswerkfenster in der Nordmauer zeigt in den
1) Vgl. über derartige Schüsseln unter »Reichelsheim«.