Kloster Arnsburg. Die Kirche. Ausstattung. 91
Aber auch der Geist war der gleiche, die Herbheit und Schwere, wie sie
zumal in der Enge der Arkaden zum Ausdruck kommt.
Man sieht, daß vieles für den früheren Beginn der Kirche in Otterbarg
spricht, ebenso wie manches für einen späteren Aufbau des Langhauses
daselbst, wenigstens seiner zwei westlichen Joche. Keinesfalls aber handelt
es sich um große Zeitunterschiede.. Wir werden die Bauzeit der Arnsburger
Kirche mit der der Otterberger im allgemeinen gleichsetzen müssen, ihren
Beginn vielleicht um einige Jahre später, wohl aber noch in das erste Jahrzehnt
des 13. Jahrhunderts, die Fertigstellung der Ostteile und der zwei ersten
Langhausjoche etwa um 1225, die Vollendung in die Mitte oder kurz nach
der Mitte des Jahrhunderts. Zwar war 1246 die Kirche schon geweiht; doch
ist dies kein Beweis für die wirkliche Vollendung, da oft Kirchen in ganz
unfertigem Zustand geweiht wurden!).
AUSSTATTUNG
Die ältere Ausstattung ist im Dreißigjährigen Kriege vollständig zerstört
worden. Erst nach 1650, bis zu welcher Zeit das Paradies zum Gottesdienst
gedient hatte, wurde die Kirche notdürftig hergerichtet und erst unter Abt
Robert Kolb (1678—1701) endgültig wiederhergestellt. Die ganze Kirche —
müssen wir uns denken — wurde damals mit Altären, mit Kanzel, Orgel und
Gestühl im barocken Stil der Zeit neu ausgestattet. Die Kirche in Bronn-
bach, die im großen Kriege ein ähnliches Schicksal wie die Arnsburger erlitten
hatte, gibt noch heute ein anschauliches Bild von der Ausstattung einer
Zisterzienserkirche in jener Zeit.
Aus Arnsburg ist von dieser Ausstattung nur der große Hauptaltar auf Hauptaltar
uns gekommen. Er stand bis 1896 in der katholischen Kirche zu Homburg
v.d.H., wurde dann an das Landesmuseum Nassauischer Altertümer in Wies-
baden abgegeben?) (Abb. 75).
Mächtiger, dreiteiliger Aufbau aus Holz, die einzelnen Felder von vier
gewundenen, korinthischen Säulen umrahmt, die teils auf mehrfachen Sockeln,
teils auf Konsolen aufsitzen und oben Gesimsverkröpfungen tragen. Neben den
gewundenen Säulen, etwas zurücktretend, glatte Säulen gleicher Größe,
ebenfalls unter Gesimsverkröpfungen. Über den seitlichen Feldern flach-
bogige verkröpfte Giebel, über der Mitte ein von einem Adler gekrönter,
ovaler Schild, von Engeln gehalten. Das mittlere Hauptfeld zeigt ein großes
1) Matthaei nimmt an, der Kirchenbau habe bald nach der Gründung im Jahre 1174 begonnen
und sei ohne wesentliche Pause bis zum zweiten Nebenpfeiler fortgeführt worden. „Die Mönche
konnten sich in Arnsburg nicht halten, gingen nach Eberbach zurück, bezogen aber unter Mengot
nicht allzulange vor 1197 das verlassene Kloster von neuem. Bald nach dem Eintreffen Mengots
mag der Bau fortgesetzt und, wie der einheitliche Charakter der Westteile beweist, schnell zu
Ende ‘geführt worden sein. Wir werden also wohl nicht fehlgehen, wenn wir die Vollendung
des Ganzen etwa um das Jahr 1200 setzen.‘‘ Das wäre nach obiger Darstellung um mindestens
ein halbes Jahrhundert zu früh!
*) Leider hat er dort in den Ausstellungsräumen wegen seiner Größe nicht untergebracht
werden können. Er befindet sich in einzelne Teile zerlegt in den Speicherräumen des Museums.