Durchgang
Kloster Arnsburg.
Abb. 96. Pfeilervorlage der Garten-
wand des Kreuzganges, zusammen-
gesetzt aus Steinen, dieim Kapitel-
Audi-
torium
IL
saal lagern. 1:20.
Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Ostbau.
lich anschließenden Durchgang her; die Tür,
innen flach, außen rundbogig, ist jetzt ver-
mauert.
Der Durchgang!) (Auslaß) verband den
Kreuzgang mit dem Kranken- und Siechenhaus
der Mönche, der infirmaria monachorum, die
wir weiter im Osten an der Stelle des späteren
Bibliothekbaues zu suchen haben. Ein ge-
schlossener Gang hat schon im Mittelalter als
Fortsetzung des Durchganges zum Krankenhaus
geführt, wie auch im 18. Jahrhundert eine Ver-
bindung mit dem neuen Konventsgebäude an
derselben Stelle bestand. Breite und Dachform
des letzteren sind an der Ostseite noch zu er-
kennen. Zwei grätige Kreuzgewölbe, getrennt
durch einen unprofilierten Gurtbogen auf Kreuz-
gangkonsolen, überdecken den Durchgangsraum.
Der Zugang vom Kreuzgang her ist spitzbogig,
außen und innen gefast, die Fasen in Eck-
schrägen ablaufend. Der Kreuzgangsockel ist
bis an die inneren Scheidewände herumgeführt.
Kein Türverschluß. Der Ausgang nach Osten
zu ist im Inneren flachbogig, außen spitzbogig
(überspitz) mit Rundstabprofil in unprofilierter
Spitzbogennische. Dieser Ausgang war durch
eine Tür verschließbar. An der Nordseite ver-
mauerte Rundbogentür, die in den Raum hinter
der Schlafsaaltreppe (Karzer ?) führte.
Das Auditorium war in Arnsburg der Saal,
in dem die häuslichen Arbeiten der Mönche ver-
richtet wurden?).
Es greift weit nach Süden aus. Seine lichte Länge beträgt 30,90 m, seine
Breite im Norden 9,40 m, im Süden 9,90 m (Abb. 8). Es war zweischiffig in
vorhanden (Mettler).
!) In den ‘Usus nicht erwähnt, da er ein Nebenraum, keine ‚offieina“ ist, aber überall
°) Mit solcher Art der Benutzung steht der Name in Widerspruch. Ursprünglich hatte der an
dieser Stelle liegende Raum in den Zisterzienserklöstern die seinem Namen entsprechende Zweck-
bestimmung. Es war der Spreechraum und Hörraum der Mönche, das Parlatorium oder ‚„audi-
torium iuxta capitulum‘, wie er in den Usus genannt wird. „So streng war das Gebot des Schwei-
gens, daß für seine unausweichlichen Durchbrechungen gesonderte Räume innerhalb der Abtei
geschaffen waren‘ (Mettler). Hier sprachen die Mönche mit den Beamten des Klosters, insbe-
sondere dem Prior, erhielten ihre Weisungen oder durften unaufgefordert ihre Anliegen vortragen.
Dieses auditorium iuxta capitulum war nach Mettler das Dienstzimmer des Priors, während ein
auditorium iuxta coquinam, das in den Usus erwähnt wird, sich aber nirgends findet, als das
Dienstzimmer des Kellermeisters, dem die Laienbrüder unterstellt sind, zu gelten hätte. Mit
dem Auditorium sollte nach den Usus die Reihe der Räume des Ostbaues schließen. So war es