Kloster Arnsburg. Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Kreuzgang. 135
schließen lassen, kein Zeichen mehr vorhanden. Es kommt aber hinzu, daß
die Spuren der alten Fenster in diesem Joch des Schlafsaales fehlen.
Auch der südliche Kreuzgangarm einschließlich der Wärmstube war
überbaut (Abb. 110). Der Querschnitt dieses Baues zeichnet sich deutlich am
Ostbau ab. Er hatte eine Breite von fast genau 10 m, seine Traufe lag tiefer
als die des Ostbaues, ein Satteldach schloß ihn ab. In das Obergeschoß,
dessen Räume flache Decken hatten, führte eine Tür vom Schlafraum aus.
Von Anfang an aber bestand das Obergeschoß nicht. Nur die Wärmstube
ist — wie wir gesehen haben — immer zweigeschossig gewesen. Wann der
Kreuzgang überbaut wurde, ist nicht bekannt. Auf den Bildern von 1761
und 1808 haben Brunnenhaus, Refektorium und alle anderen Barockbauten
des 18. Jahrhunderts gebrochene Dächer, während der Kreuzgangarm ein
Satteldach zeigt, wie es in Wirklichkeit am Ostbau sich abzeichnet. Daraus
könnte man schließen, daß das Obergeschoß des Kreuzganges in ältere Zeiten
zurückging.
Daß der westliche Arm des Kreuzganges im 18. Jahrhundert überbaut
war, wissen wir aus jenen Bildern. Die Vermutung liegt nahe, daß dies
schon im frühen Mittelalter der Fall war. Vielleicht hat man gerade um des
Obergeschosses willen außen in der Klostergasse den überdeckten Gang für
die Laienbrüder angefügt, um eine für die oberen Räume wünschenswerte
größere Breite zu gewinnen!). Denn über dem schmalen Kreuzgangarm allein,
der nur 4,50 m i. L. mißt, kann man sich ein Obergeschoß kaum vorstellen ?).
Sicherlich war das Obergeschoß noch nicht geplant, als man den westlichen
Teil der Kirche baute; denn das Dachanschlußgesims des nördlichen Kreuz-
gangarmes und die Kragsteine der zugehörigen Pultdachpfette gehen an der
Kirchenwand durch bis auf eine Länge von 7,15 m über die Kreuzgangscheide-
mauer hinaus, d.i. bis dahin, wo das Paradies beginnt. Hier war also ganz
ursprünglich eine Vorhalle geplant, deren Pultdach in Fortsetzung des nörd-
lichen Kreuzgangdaches lag.
Welchen Zwecken die oberen Räume dienten, wissen wir nicht. Im Süden
bildeten sie zunächst wohl nur eine Erweiterung des Schlafsaales, später viel-
leicht auch die Wohnung des Priors. Die westlichen Räume führen auf den
Bildern von 1808 und im Plan der Laubacher Bibliothek die Bezeichnung
„Krankenhaus“, auf dem Bilde von 1761 ‚infirmaria“‘. Die Verwendung als
Krankenhaus geht jedenfalls in frühe Zeit zurück, denn das alte Krankenhaus
im Osten, das an der Stelle des neuen Konventsbaues gestanden hatte,
1) In Eberbach finden wir ebenfalls ein Obergeschoß über dem westlichen Kreuzgangarm, den
„Schwedenbau‘. Er stammt aber erst aus der Zeit um 1500. Nach der Klostergasse zu ruht er auf
Holzstützen und hat somit einen überdeckten Gang in der Klostergasse nachträglich veranlaßt.
2) Auffallend ist und anscheinend im Widerspruch damit steht, daß auf den Bildern von 1761
und 1808 ein Obergeschoß dargestellt ist, daß aber in dem Plan der Laubacher Bibliothek jener
Gang der Laienbrüder, sowie die Küche nicht mehr vorhanden sind. Offenbar hatte man, als
um 1810 der Laubacher Plan aufgezeichnet wurde, mit dem Abbruch der Kreuzgangbauten
bereits begonnen.