VORWORT
Der Zustand der Ruine des Klosters Arnsburg gestattete nicht, mit eine:
einfachen Beschreibung des jetzigen Bestandes, wie sie sonst für die Inven-
tarisation der Kunstdenkmäler vorgeschrieben ist, sich zu begnügen. Es war
nötig, die Reste zu erklären und sie — soweit möglich — in Worten und in
Zeichnungen zu ergänzen, was oft nur durch Vergleich mit anderen. Kloster-
anlagen geschehen konnte. So kam es, daß die Beschreibung des Klosters,
wenn sie auch im Rahmen des Hessischen Kunstdenkmälerwerks erscheint,
doch zu einer Sonderschrift sich auswachsen mußte, die als Gegenstück zu
den Schriften über Eberbach, Riddagshausen, Maulbronn, Bebenhausen,
Loccum und Schönau gelten kann und als solche gewiß allen denen will-
kommen sein wird, die der Baukunst und dem Leben der Zisterzienser besondere
Teilnahme entgegenbringen.
Das Benediktinerkloster Altenburg, das nur ein kurzes Leben geführt
hat, ist der unmittelbare Vorgänger Arnsburgs, es mußte daher mit Arns-
burg in diesem Bande gemeinsam behandelt werden. Über seine baulichen
Reste, die aus Grundmauern unter der Erde bestehen, konnte nur das
mitgeteilt werden, was wir durch Friedrich Koflers Ausführungen in ‚Der
obergermanisch-rätische Limes des Römerreiches“, Lief. 17 (Bd. HB, Nr..16)
. wissen.
Arnsburg ist erst im Beginn des 19. Jahrhunderts der Zerstörung und dem
Verfall preisgegeben worden. Um so auffallender ist es, daß über den Bestand
dessen, was verschwunden ist, fast keine oder nur wenige Urkunden vorhanden
sind.
Die wichtigste Urkunde ist ein Plan in der Bibliothek des Gräflichen
Schlosses zu Laubach. Er zeigt den. Grundriß des inneren Klosters aus-
schließlich der Wirtschaftsgebäude. Kurz nach 1803 mag er entstanden sein.
Der Plan, im allgemeinen richtig, weist im einzelnen viel Ungenauigkeiten auf,
z. B. im Chorumbau der Kirche, in den Abmessungen des Ostbaues, in der
Einteilung de; Kreuzganggewölbe, in der Lage des Durchganges im Westbau,
in der Form der Gewölbe der neueren Bauten u. a. (Abb. 7).
Der Plan wird ergänzt durch Vogelschaubilder der gesamten Kloster-
anlage. Vie* sind überliefert, die bei geringen Verschiedenheiten im einzelnen
auf ein gemeinsames Vorbild zurückzugehen scheinen. Der Standpunkt ist
bei allen der gleiche. Das älteste, gezeichnet „P. €. W.5.A fecit 1761°, hängt
im Museum des Oberhessischen Geschichtsvereins zu Gießen, zwei andere,
unter sich ziemlich gleichzeitige, befinden sich imGräflichen Schloß zu Laubach.
Eines von diesen enthält die Bemerkung: ‚‚Gezeichnet in Aschaffenburg 1808‘,
ist daher sicher als Nachbildung einer anderen Zeichnung anzusehen (Abb. 6).
Die vierte ist im Besitz der Erben des Rentamtmanns Fabricius. Die drei