136 Kloster Arnsburg. Mittelalterliche Wohn- und Nutzbauten. Westbau.
wurde schon lange vor dem Dreißigjährigen Kriege als Winterrefektorium
benutzt).
Hallen- Die Halle in der Klostergasse, im Konversenhof, war der Gang für
er ce die Laienbrüder, in dem sie zur Kirche schritten, in dem sie wohl auch ihr
gasse FEssen an der Küche holten. Sie bildete zugleich den Vorraum für den Eingang
zur Klausur. Die Breite entsprach der des anliegenden Kreuzgangarms, mit
dem die Scheidemauer gemeinsam war, und auch die Ausbildung ist die gleiche
gewesen, wie die noch vorhandenen Wandkonsolen und Schildbögen beweisen.
Über das südliche Ende des Ganges wissen wir nichts, sehr nahe muß es an
den Bursenbau herangetreten sein 2).
DER WESTBAU (BURSENBAU)
Der Bursenbau, das Haus der Laienbrüder, der Konversen, nach dem
Vorbild der Beschreibungen anderer Klöster auch „Westbau‘ zu nennen
im Gegensatz zum „Ostbau‘, dem Haus der Mönche, enthielt, wie alle West-
bauten, in der einen Hälfte des Erdgeschosses den Speiseraum, das Laien-
refektorium, in der anderen — durch einen breiten Durchgang getrennt — den
Keller (Abb. 8 u. 115). In Arnsburg liegt der Keller nach der Kirche zu, der
Speiseraum am anderen, dem freien Ende des Gebäudes ®). Im Keller wurden
die Naturalabgaben niedergelegt, deren Verwaltung dem Bursarius oblag.
Daher für diesen Bau in Arnsburg der Name ‚‚Bursenbau‘“.
Der Westbau war immer zweigeschossig, im Obergeschoß lag der Schlaf-
raum der Laienbrüder. .
Stellung Bei den meisten Klöstern Deutschlands steht der Westbau in unmittelbarer
Berührung mit dem Viereck der Klausur, sodaß der Westarm des Kreuzganges
sich an ihn anlehnte. Anders in Eberbach, Schönau und Arnsburg. Hier
ist der Westbau losgelöst von der Klausur nach dem Vorbild des Klosters
Clairvaux, von dem diese drei abstammen. War dies geschehen, um den Ab-
stand zwischen Mönchen und Laien auch äußerlich zu kennzeichnen ? Trotz |
der ungünstigen Geländeverhältnisse, die hier oder dort entgegenstanden, |
die in Arnsburg und in Eberbach zu einer Schiefstellung des Gebäudes zwangen ? |
In Arnsburg gab dazu der Mühlbach, in Eberbach der nahe Berg Veranlassung). |
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!) In dem Bericht über die Plünderung wird erzählt, daß das Winterrefektorium auch um-
gerissen sei bis auf vier noch stehende Mauern. „1St vor alters das infirmitorium oder kranken-
haus gewesen.“
?) Ein gedeckter Gang für die Laienbrüder, der zur Kirche führte, ist auch in anderen Klöstern
vorhanden. In Maulbronn, das keine Klostergasse hatte, liegt er an der Westseite des Westbaues.
Er stammt dort von 1479, hatte aber einen hölzernen Vorläufer, von dem sich nur sagen läßt,
daß er jünger war als das um 1220 erbaute Paradies (Mettler). In Eberbach wurde ein solcher |
Wandelgang an derselben Stelle errichtet wie in Arnsburg, jedoch auch erst um 1500 als Unterbau |
des „Schwedenbaus‘‘ und mit hölzernen Stützen. Somit haben wir in Arns burg das
einzige Vorkommen eines von Anfang anin Stein errichteten Wandelganges
für die Laienbrüder.
®) Umgekehrt in Eberbach, Schönau, ferner in Marienthal, Bronnbach und Loceum.
*) Freistehenden Westbau haben im Ausland: Clairvaux, Citeaux, Pontigny, Royaumont,
Casamari, Kirkstall, Beaulieu (nach Ostendorf), in Deutschland nur Eberbach und seine
beiden Tochterklöster Schönau und Arnsburg. ’