Kloster Arnsburg. Wohn- und Nutzbauten aus späterer Zeit. Übersicht.
E. WOHN- UND NUTZBAUTEN AUS SPÄTERER ZEIT
ÜBERSICHT
Mit dem Obergeschoß und der Südmauer des Bursenbaues sind wir bereits
in die große Bauzeit des 18. Jahrhunderts eingetreten, die dem Kloster
Arnsburg eine neue Gruppe von Gebäuden schuf von noch größerem Umfang,
als ihn die des Mittelalters hatte, — Gebäude, die mit ihrer sonnigen
Heiterkeit und ihrem wohnlichen Behagen in wohltuenden Gegensatz traten
zu dem düsteren, abgeschlossenen Wesen der alten Klausur.
Es wäre aber ein Irrtum, anzunehmen, als hätten die Klosterinsassen seit
dem Ende des 13. Jahrhunderts bis in das 18. Jahrhundert hinein sich mit
jenen mittelalterlichen Bauten begnügt. Die zahlreichen Kapellen, die in der
Zwischenzeit gebaut wurden, sind in dem geschichtlichen Teil dieses Buches
aufgezählt. Über die Bautätigkeit in dem kurzen Zeitraum von 1509 bis 1520
unter dem Abt Tilman Altvater erfahren wir aus dem liber actorum, daß
ein Sommerhaus auf dem Weiher 1508, eine Walkmühle 1509, ein neues
Backhaus hinter der Mühle 1510, ein „bynthaus‘ und ein neues Brauhaus
1510 erbaut wurden, ferner ein Marstall für 32 Pferde 1511, während
der ältere nur für 8 Pferde gereicht hatte. 1514 wurde ein weiterer Stall für
15 Pferde erbaut und 1522 noch ein Pferdestall in dem Abteigarten neben
dem Fischweiher. 1517 wurde die neue Burse (?), 1517 ein neues Novizen-
haus gebaut, 1520 das heimliche Gemach des Konvents. Aus der auf S. 11
erwähnten Bittschrift, die nach 1663 geschrieben ist, wissen wir, daß es schon
vor dem Dreißigjährigen Krieg ein Winterrefektorium gab!) — das nicht heiz-
bare Refektorium des 13. Jahrhunderts war also nur noch im Sommer be-
nutzt worden —, daß eine Prälatenwohnung, ein Pfortenbau, eine Mühle, ein
Brauhaus, ein Gasthaus ‚im Vorhof“ und Ställe bestanden haben. Auch wird
ein „Abtshaus‘“ — das mittelalterliche ? — bestätigt. Von allen diesen Bauten
ist nur das Brauhaus auf uns gekommen.
Nach dem Dreißigjährigen Kriege waren zunächst die Verwüstungen abzu-
stellen. Bis nach 1650 benutzte man das Paradies zum Gottesdienst, dann
setzte man die Kirche notdürftig instand. In umfassender Weise wurde sie
wieder hergestellt unter dem Abt Robert Kolb (1673—1701). Außer anderen
Bauten waren auch Kreuzgang und Refektorium 1631 den Verwüstungen
zum Opfer gefallen. Sie wurden unter demselben Abt neu aufgebaut.
Von den Neubauten dienten die ersten wirtschaftlichen Zwecken. Unter
Robert Kolb, der auch Hofgüll neu erstehen ließ, dem „‚restaurator
monasterii et villarum‘“ (Inschrift in Hofgüll), entstanden 1675 die Mühle
mit Backhaus, 1695 Stallgebäude und Schmiede. Von letzteren
steht noch der Treppenturm. Unter dem Abt Antonius Antoni aus
Mainz (1714—1745), der ebenfalls in Hofgüll und dann im ‚Pfaffenhof“
zu Eberstadt Scheuern und Ställe bauen ließ, wurde mit der Errichtung
!) Im ehemaligen Krankenhaus. 8. S. 136, Fußnote 1.
Bautätigkeit
vor und nach
dem Dreißig-
jährigen
Kriege