14 Kloster Arnsburg. Geschichte.
Äbte Valentin Staus (1554—1565) und seines Nachfolgers Konrad Unkel
(1566—1574) Erfolg damit gehabt zu haben. Aber schon bei der Wahl des
folgenden Abtes, Konrad Textor (1574—1590), überwog der Einfluß von
Mainz, und die reformatorischen Bestrebungen fanden ihr Endet). Trotzdem
hatte der mainzische Gesandte unrecht, wenn er behauptete, keine der Kloster-
personen sei der Augsburgischen Konfession zugetan, denn wenige Jahre
später (1581) wird ein ehemaliger Arnsburger Mönch, Heinrich Jung aus
Holzheim, als evangelischer Pfarrer in Freienseen angestellt?).
Eine versöhnliche Stellung soll das Kloster auch gegen das von den Grafen
von Solms reformierte Stift in Lich eingenommen haben. Als dessen Güter
dem Abt Wendelin von Kaiser Ferdinand II. bei der Durchführung des
Restitutionsedikts angeboten worden seien, habe sie der Abt mehrmals
zurückgewiesen und sie erst nach Appellation an sein Gewissen angenommen’). |
Die Tatsache der widerwilligen Annahme wird auch in einem Brief des Abtes
Johann Adam Will an den oben erwähnten Rosenbach vom Jahre 1638*)
behauptet, wobei aber merkwürdigerweise die Lichischen Räte als die treiben-
den Kräfte bezeichnet werden. Übrigens blieb Arnsburg nicht lange im
Genuß dieser Güter, denn 1631 wurden durch den Einmarsch der Schweden
die Verhältnisse, wie wir sahen, von Grund aus geändert.
Stiftungen Mit der Reformation nahm die Zuwendung von Stiftungen erheblich ab,
und Ver- ım bald ganz aufzuhören. Bis dahin waren sie dem "Kloster überreichlich
ne zugeflossen, gefördert durch zwei Bullen des Papstes Alexander IV. vom
Jahre 1256, von denen die eine ihm die Annahme von Schenkungen ohne
besondere päpstliche Genehmigung, die andere die Gewährung von Begräb-
nisstätten im Kloster für jeden nicht mit Interdikt, Bann oder sonstigem (
Rechtsgebote belegten Toten gestattete®).
Aus der Fülle der älteren Schenkungen wollen wir nur zwei Testamente
hervorheben. Das erste ist das des Angelus von Sassen, eines sehr reichen
Bürgers und Schöffen in Friedberg, der sich gegen das Ende seines Lebens
als Mönch und Priester in das Kloster Arnsburg zurückgezogen hatte. Dort
stiftete er in die Kirche einen Altar, vor dem er sich seine Grabstätte wählte.
Er bedachte in seinem am 1. Juni 1324 errichteten letzten Willen ®) das Kloster,
« dasihn aufgenommen hatte, mit reichen Gütern und Renten in verschiedenen '
Orten der Wetterau und des Lumdatales. Ferner vermachte er ihm mehrere
Bücher für den Gottesdienst im Krankenhaus und einen silbernen vergoldeten
Becher mit silbernem erhabenen Fuß zum Gebrauch beim Abendmahl an den
hohen Feiertagen. c
1) Acta, die Wahl Abts Conradi Textors betr. de anno 1574 im Gräfl. Archiv Laubach. — 1
Vgl. oben 8. 81. 9
2) Cervinus, Wetterfelder Chronik, 8. 27 u. 150.
) Origo 8. 15. 8
ı) Kopie des Briefes in Laubach. a g
5) AUB Nr. 68 und 69.
6) Zum erstenmal veröffentlicht von F. Dreher in den Friedberger Geschichtsblättern, Heft 1
(1909) 8. 35f££. L
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