Kloster Arnsburg. Geschichte. 17
Mittelalters wohlgeordnet, erst im 15. Jahrhundert wurde sie durch Unfälle
mancherlei Art und kriegerische Ereignisse gestört, vielleicht auch durch
Nachlässigkeiten in der Verwaltung, wofür wir jedoch keinen urkundlichen
Nachweis haben. Jedenfalls mußte gegen Ende des Jahrhunderts zu der oben
erwähnten ausgedehnten Verpfändung von Gütern an das Antoniterhaus in
Grünberg geschritten werden, um die Verhältnisse zu regeln. Wirkliche
Mißbräuche stellten sich dann in der nächsten Zeit ein, sodaß zu ihrer Ab-
stellung die Stifterfamilie eingreifen mußte. Aus der zwischen ihr und dem
Kloster vereinbarten Satzung vom 29. November 1541!) ist hervorzuheben,
daß dem Abt und dem Konvent, namentlich auch den Amtsträgern untersagt
wird, ohne Vorwissen der Stifter sich neue Pensionen, d. h. Schulden, auf-
zuladen, daß vielmehr von ihnen verlangt wird, durch Verkauf geringen Ertrag
abwerfender Güter mit der Schuldentilgung zu beginnen. Der Abt soll sich
mehr als seither im Kloster aufhalten und sein übermäßiges Bauen außerhalb
des Klosters unterlassen. Der Bursierer und die anderen Amtsträger werden
auf die Erfüllung ihrer Pflichten besonders hingewiesen, damit die armen
Leute mehr Arbeit erhalten und die Rechnungen in Ordnung kommen. Um
eine bessere Besetzung der Klosterämter, zu denen junge Personen nichts
taugen, zu ermöglichen, sind die als Pfarrer außerhalb des Klosters wirkenden
Mönche zurückzuberufen und durch Weltpriester zu ersetzen. Andere Be-
‚stimmungen dieser Satzung beziehen sich auf das sittliche Verhalten der
Klosterinsassen, wovon später die Rede sein wird.
War auch das Leben der Zisterzienser ihren Ordensvorschriften gemäß auf
körperliche Arbeit eingestellt, so durfte darunter die Beschäftigung mit
wissenschaftlichen Studien nicht leiden, und viele der grauen Brüder haben
ihre Ausbildung auf Universitäten erhalten. Der Orden wies seine Angehörigen
anfänglich nach Paris, die deutschen Zisterzienser später nach Heidelberg,
wo sie, wie in Paris, ein eigenes Heim besaßen. Auch in Arnsburg waren
gelehrte Mönche keine Seltenheit. Petrelli erzählt uns von vielen Äbten, deren
Gelehrsamkeit außer Zweifel steht; sieben von ihnen, die in der Zeit von
1308-1480 den Stab geführt haben, sollen nach ihm Doktoren der Theologie
gewesen sein. Bei zweien von ihnen können wir diese Angaben nachprüfen.
Die Äbte Volpert (1435 —1437) und Johann Cuno von Grünberg (1467—1480)
haben in Heidelberg, der letztere in den Jahren 1446 und 1447 auch in Erfurt
und Leipzig, studiert, außer ihnen aber auch die Äbte Rudolf von Rockenberg
(1407—1422), Bernhard 1. (1422 —1433), Adam von ‚Grüningen (1521—-1525)
und daneben in den Jahren 1391—1521 noch einige weitere Arnsburger
Mönche. Es war das die Zeit, in der die Zisterzienserklöster wiederholt ange-
wiesen wurden, Religiosen zum Studium nach Heidelberg in das St. Jakobs-
stift zu senden. Auf Arnsburg entfiel hierbef ein Scholar?).
!) Im Gräflichen Archiv in Laubach.
?2) Joh. Eck, Universitätsstudium der Zisterzienser m. bes. Berücks: d. Klosters Arnsburg.
Mitt. d. Oberhess. Geschichtsvereins Bd. 23. Durch die Güte des Herrn Verf. konnte ich das
Ms. benutzen.
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