Kloster Arnsburg. Geschichte.
Als besonders gelehrt nennt Petrelli den Abt Tilmann Altvater von Reichels-
heim (1508—1521) und seinen Nachfolger Adam von Grüningen (1521—1525),
der die ersten gedruckten Bücher für die Klosterbibliothek angeschafft habe.
Der Abt Wendelin Faber oder Fabri (1616—1631) studierte in Mainz zuerst
Philosophie, dann die Rechte und war vor seinem Eintritt ins Kloster Advokatin
Speier. Trotz der schlimmen Zeiten, in die seine Abtsjahre fielen, und trotz des
Mangels, den das Kloster damals litt, hielt er seine Religiosen zuden Studien an,
schickte sie nach Mainz zum Studium der Philosophie und der Theologie und
erzog hierdurch vortreffliche Männer, die nach Petrellis Ansicht den Nieder-
gang des Klosters aufzuhalten imstande waren. Bekannt nicht nur’ als tat-
und willenskräftiger Mann, sondern auch als Gelehrter ist Robert Kolb I.
(1673—1701), der Verfasser der erwähnten Streitschriften ‚„Aquila certans‘“
und ‚„Laurea aquilae certantis“. Konrad Eiff (1708—1714) und sein Nach-
folger Antonius Antoni (1714—1745) wirkten als Lektoren der Philosophie .
und der Theologie im Kloster, ehe sie seine Leitung übernahmen, und der
nächstfolgende Abt Peter Schmitt (1746—1772) errichtete in seinem Kloster
sogar eine kleine Akademie; er betraute drei Religiosen mit der Abhaltung
von Vorlesungen über Philosophie und Theologie, über Zivilrecht und Kirchen-
recht und ließ zur Aneiferung von Lehrern und Schülern in seirer Gegenwart
monatliche und. jährliche Disputationen stattfinden. Mehrere Religiosen
schickte er auf Universitäten, um akademische Grade zu erwerben und
später im Kloster die Studier leiten zu können. Endlich baute er eine Biblio-
thek, die sich durch die Mannigfaltigkeit ihres Bücherbestandes auszeichnete.
Dieser Reihe dürfen wir den gelehrten Verfasser der Schrift, der wir diese An-
gaben verdanken, den Prior Willigis Petrelli, anschließen. Seine ‚Commentatio
historica de antiguo romano Castro Aquilae vulgo Arnsburg in Wetteravia‘‘,
die er 1774 zur fünften Säkularfeier seines Klosters anonym veröffentlichte,
ist in ihrem ersten Teile eine auf gewissenhafter und kritischer Benutzung
der Quellen und der Literatur beruhende Studie über die Römeı in Deutsch-
land mit besonderer Berücksichtigung der Wetterau, zu der er durch den
Namen Arnsburg und die römischen Überlieferungen der Gegend angeregt
worden war. Der zweite Teil, der die Äbte behandelt, ist allerdings weniger
kritisch bearbeitet, bringt aber Nachrichten, die aus Urkunden und ehemals
im Kloster vorhandenen chronikalischen Aufzeichnungen geschöpft und daher
für uns wertvoll sind. Seinen Angaben über die älteren gelehrten Äbte dürfen
wir vertrauen wie denjenigen überdie neueren, denen er zeitlich nahegestanden
hat. Er trug die Würde eines Lizentiaten der Theologie und war Professor
des kanonischen Rechts. Unter seinen Mitbrüdern im Kloster finden wir vier
weitere Lizentiaten und einen Doktor der Theologie.
Zeugnisse für das geistige Leben des Klosters bilden die Bücher seiner
ehemaligen Bibliothek, die sich jetzt in Laubach befinden, darunter die Hand-
schrift der neuerdings dem Bischof Otto von Freising (1184—1220), einem
Zisterzienser, zugeschriebenen mittelhochdeutschen Dichtung Barlaam und