Full text: Kloster Arnsburg mit Altenburg ([C, 3], Band 2)

  
  
   
Kloster Arnsburg. Geschichte. 19 
Josaphat. Sie wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts vermutlich in Arns- 
burg geschrieben!). 
Die Einführung des Instituts der Konversen ließ die Konventualen Zeit für 
solche Studien gewinnen, aber sie hatte auch noch eine andere Folge für das 
Klosterleben. Noch in der Blütezeit des Ordens scheint sich zeitweilig ein 
Gegensatz zwischen den Arnsburger Religiosen und den Konversen gebildet 
zu haben. Etwa um das Jahr 1240 soll die Zahl der letzteren die der ersteren. 
übertroffen haben, was zu Unzuträglichkeiten führte. Es wird uns von einer 
Empörung der Laienbrüder berichtet?), die bessere Kleidung und besseres 
Essen verlangten, was auf schlechte Behandlung, vielleicht auch auf Über- 
bürdung mit Arbeit hindeutet. Der Streit wurde beigelegt, ein Wunder half 
dabei ein wenig mit, denn der Anstifter, entdeckt und vor versammeltem Ka- 
pitel mit dem Anathem belegt, stürzte tot zu Boden. In der Zeit des Nieder- 
gangs wuchs die Bedeutung der Konversen für die Bewirtschaftung der Güter, 
die Religiosen zogen sich von der körperlichen Arbeit mehr und mehr zurück. 
Was vom Kloster aus mit Hilfe der Konversen und anderer dienender Kräfte 
nicht bebaut werden konnte, wurde verpachtet, und schließlich ist von den 
Absichten der Stifter des Ordens nicht mehr viel zu merken. 
Da durch die Stiftungen der Reichtum des Klosters stark anwuchs, ist 
es nicht ganz ernst zu nehmen, wenn 1390 unter den Ursachen zeitweiliger 
finanzieller Not auch der Besuch zahlreicher Edler und Mächtiger im Kloster 
angeführt wird®?). Diese Besuche sind eher als eine Folge des Reichtums der 
Abtei anzusehen,.die in der Tat gern aufgesucht und als Ort von Tagungen 
gewählt wurde. Sicher aber trug dieser lebhafte Verkehr sehr dazu bei, das 
Leben der ehedem so strengen Zisterzienserbrüder zu verweltlichen. Der 
Reichtum lenkte mehr und mehr von der ernsten Arbeit ab, und im 16. und 
17. Jahrhundert ist der Konvent von einem Leben, wie wir es uns hinter 
stillen Klostermauern vorstellen, oft weit entfernt. 
Es zeugt nicht von klösterlichem Leben, wenn sich der Abt von Graf Eber- 
hard von Solms (1572) einen Koch besorgen läßt, oder wenn sich dieser Graf 
die Hetz- und Jagdhunde des Klosters leiht und den Abt zur Jagd einlädt. 
Schlimmer ist es, wenn Wein und Weiber im Kloster eine Rolle spielen, daß 
(1541) der schon alte Prior angehalten werden muß, den Umgang mit leichtfer- 
tigen und verdächtigen Personen zu lassen, damit die jungen Mönche, die er zur 
Lehre und Zucht anhalten soll, kein Ärgernis an ihm nehmen. Am schlimmsten 
aber stand es um das Kloster, wenn Äbte, wie Georg Heyl, der von. 1661 bis 
1669 den Stab führte, mit so schlechtem Beispiel vorangingen, daß die anver- 
traute Herde fast verwilderte®). 
Im 18. Jahrhundert besserten sich die Verhältnisse nach der sittlichen 
1) Adolf Perdisch, Der Laubacher Baarlam. Stuttgart 1913. — Bibliothek des Literarischen 
Vereins, Bd. 260. 
2) Origo 8.16. Petrelli S. 68. 
®) Würdtwein, Dioee. Mog., III, 73, Nr. 49. 
*) Akten im Gräfl. Archiv Laubach. 
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