Kloster Arnsburg. Lage. 37
Im Westen des Kreuzganges, doch ohne Berührung mit ihm, durch die
sogenannte Klostergasse getrennt und etwas schief zu den Bauten der
Klausur gestellt, steht der ,,Bursenbau‘ — wie man ihn in Arnsburg von
jeher nannte und noch heute nennt —, der den Speise- und den Schlaf-
raum für die Laienbrüder (Konversi) und den Keller enthielt. In den
Beschreibungen anderer Klöster heißt er kurz der ‚„Westbau‘“. Den Laien-
brüdern. diente als Weg zur Kirche ein gewölbter, aber offener Wandelgang,
der, an der Außenseite des Kreuzganges angebaut, über die ganze Länge der
Klostergasse sich erstrecktet).
Aus dem Vergleich mit anderen Klöstern tritt die Frage auf: Wo lag
im Mittelalter das Hospital, wo die Abtswohnung? Mit Sicherheit läßt
sich darüber nichts sagen, aber man darf nach dem Beispiel der anderen
Klöster armehmen, daß das Hospital, die infirmaria monachorum, wo den
alten und den kranken Mönchen ein bequemeres Leben gegönnt war, im Osten
der Klausur lag, dort, wo Später der ‚neue Konventsbau‘ errichtet wurde.
Und die Abtswohnung suchen wir wohl mit Recht — wie später nachzuweisen
sein wird — an der Nordwestecke des Bursenbaues über den großen Keller-
räumen, die jetzt noch vorhanden sind und benutzt werden.
Im westlichen Klosterbezirk verteilten sich, wiein der Hauptsache heutenoch:
Stallungen, Schmiede, Mühle und Backhaus, Brauhaus, Scheuern, Torgebäude.
Und ein Gasthaus hat es dort auch gegeben.
Drei große, langgestreckte Gebäude schuf die Barockzeit zur Erweiterung
der alten Klausur, diese im rechten Winkel an der Ost- und Südseite umfassend
und zugleich noch weiter nach Osten ausgreifend: ein neues Bruder- oder
Konventshaus, das nach Süden in dem prächtigen Prälatenbau, nach
Norden im Bibliotheksbau endigte. Es wurde an der Stelle errichtet,
wo einst das mittelalterliche Krankenhaus gestanden haben muß. Nur der
südlichste Teil, der Prälatenbau, die neue Abtswohnung, ist auf uns gekommen.
Der zweite große Bau ist die „neue Abtei‘?) im Süden der alten Klausur,
von Ost nach West gerichtet, das Südende des alten Ostbaues umklammernd.
Der dritte Neubau, immer mehr nach Osten ausgreifend, ist der Küchenbau,
dem ein kleines Schlachthaus angefügt war, das bis dicht an die Wetter
reichte, |
Zwischen allen Bauten des so großartig erweiterten Klosters einschließlich
des Bursenbaues war ein Verkehr in überdeckten Gängen möglich.
Die mittelalterlichen Wirtschaftsgebäude, Ställe, Schmiede, Mühle
mit Backofen, wurden im Laufe der Zeit erneuert, das alte Brauhaus als
Scheuer eingerichtet, alte Scheuern wurden vergrößert, nördlich vom
Paradies eine Wa gsnereierbaut. Es entstand ein neues Torha us, neben ihm
!) Über die Bauten außerhalb der Klausur, insbesondere über die Einteilung des Konversen-
hauses, geben die Usus keine Auskunft.
*) Der Name ‚‚Abtei“ wird verschieden gebraucht: bald für das ganze Kloster, sofern ein Abt
ander Spitze steht, bald für die Abtswohnung, bald auch wie hier für die Verwaltung des
Klosters und die Verwaltungsräume.
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Baugruppe
der
Barockzeit