Kloster Arnsburg. Die Kirche. Chor und Querhaus. 57
Andere Bauleute hätten diese im Verhältnis zum Zweck stark ins Auge fallen-
den Hilfsmittel nicht angewandt, hier sind sie ein Zeugnis von der ängstlichen
Baugewissenhaftigkeit der frühen Zisterzienser.
Die Seitenschiffe münden in die Querschiffarme mit großen’ rundbogigen Einmündung
Öffnungen, die aber wesentlich niedriger sind als die Langhausarkaden. (Abb. .. der
29). Kämpfer und Sockel (nach Abb. 21) nur in den Laibungen, unverkröpft. ee
An den Westseiten haben die Bögen schmale Vorlagen, die oberhalb der
Kämpfer zum Teil auf besonderen kleinen Konsolen aufsitzen, zum Teil
unvermittelt aus der Mauer hervortreten.
Über das Äußere des Umbaues belehren uns nur die sehr wenig genauenAußeres von
Darstellungen von 1761 und 1808. Erstere verdient am wenigsten Zutrauen!). Chor und
Auf den letzteren haben die Apsiden ziemlich schmale Rundbogenfenster, re
der östliche Umgang zwei unwahrscheinliche breite Halbkreisfenster. Ein
Rundbogenfries ist zu erkennen, jedenfalls ist auch eine Lisenenteilung vor-
handen gewesen. Ein Sockel mit Schräge findet sich am Treppenturm der
Südostecke des Querhauses, er wird um den ganzen Ostbau herumgegangen sein. .
Die Abbildungen 9, 11 u. 12 zeigen einen Wiederherstellungsversuch.
Gewaltige Eckstrebepfeiler verstärkten die Ecken des Querschiffs.
Jetzt sind sie nur noch in Trümmern vorhanden. Aus besonderen Gründen
war ihre Form an den vier Ecken verschieden. Der nordwestliche, an den
später die Allerheiligenkapelle anschloß, sprang nach beiden Seiten gleich
weit vor, etwa 80 cm am Fuß. Der nordöstliche hatte den gleichen Vorsprung
nach Norden zu, nach Osten aber griff er im unteren Teil soweit aus, daß er
zugleich die Seitenmauer der dort liegenden Querschiffkapelle bilden konnte
(S. Abb. 46). Ihm entsprach im Südosten eine noch größere Baumasse, die in sich
eine Wendeltreppe barg. Der Pfeiler der Südwestecke, der in gleich sorgfältiger
Quaderung gemauert ist wie die übrigen, konnte des Kreuzgangs wegen nach
Westen zu nur wenig vortreten, nach Süden zu springt er ebenfalls um rund
80 cm vor und hebt sich in scharfer Linie von dem Bruchsteinmauerwerk
des anschließenden Wohnbaues ab (Abb. 114). Auch im Schlafraum ist der
Pfeiler festzustellen, ist dort aber an der inneren Ecke ausgebrochen).
Im übrigen zeigen die Außenwände von Chor und Querschiff an
den ein- und ausspringenden Ecken Lisenen, die unter dem Dachgesims
zweifellos in Rundbogenfriese übergingen. Die Ostwände des Querhauses
zeigen außerdem in der Mitte noch eine Lisene, die unterhalb des oberen
Fensters abbrach — in den Ansichten von 1761 und 1808 nicht gezeichnet,
aber am Bau selbst ersichtlich.
An der Südostecke des Querhauses ein Treppenturm, eingebettet in die Treppen-
Mauermasse, die hier als Strebepfeiler dient. Da die Zisterzienserkirchen der um
Türme entbehrten, waren besondere Treppen, die sowohl den Dachraum des
!) Zum Beispiel sind die Hochschiffenster ganz falsch angedeutet.
®2) Die Kirche in Otterberg hat ähnliche Versteifungen der Ecken des Querschiffs, in der
Kreuzgangecke besteht sie in einer erheblichen Mauerverstärkung mittels fünf- oder sechs-
maligen Absetzens.