Full text: Kloster Arnsburg mit Altenburg ([C, 3], Band 2)

  
  
58 Kloster Arnsburg. Die Kirche. Anordnung der Ostkapellen. 
Mittelschiffes, insbesondere den die Glocken enthaltenden Dachreiter über der 
Vierung, als auch die Dachräume über den Seitenschiffen zugänglich machten, 
eine Notwendigkeit. Der Haupttreppenturm liegt meist am Querhaus, jeden- 
falls in der Nähe der Vierung, der Glocken wegen; in Arnsburg an der Süd- 
ostecke. Man gelangte hier in den Treppenturm von der südlichen Querhaus- 
kapelle aus. Bisher glaubte man, daß auch eine Tür zwischen dem Schlafraum 
und dem Treppenturm bestanden habe. Anzunehmen ist das nicht, auch an 
Ort und Stelle nicht nachzuweisen). 
Auf den Schaubildern vom Anfang des 19. Jahrhunderts endigt der Treppen- 
turm etwa in Kämpferhöhe der Gewölbe?). Die Treppe hat wahrscheinlich 
im Innern der südlichen Querschiffmauer ihre Fortsetzung gefunden. 
Zum Dach des nördlichen Seitenschiffes führte vielleicht von Anfang an 
die Wendeltreppe, die im Laubacher Plan an der Allerheiligenkapelle ein- 
gezeichnet ist. 
DIE ANORDNUNG DER OSTKAPELLEN AN DEN ZISTERZIENSERKIRCHEN 
DEUTSCHLANDS 
Die Häufung der Kapellen ist an sich keine zisterziensische Eigentümlichkeit. 
Dehio weist darauf hin, daß schon seit dem 9. Jahrhundert die Regel bestand, 
daß jeder Priester täglich eine Messe zu lesen habe. Zwei Priester von gleichem 
Range durften an demselben Tage denselben Altar nicht benutzen. Der 
Bauriß von St. Gallen (830) zeigt nicht weniger als 17 Altäre gleichmäßig 
über die ganze Kirche verteilt. Wo mit einem stärkeren Andrang des Volkes 
zu rechnen war, suchte man das Schiff von Altären und Schranken freizu- 
halten, man drängte sie an den Ostteilen der Kirche zusammen. Dies wurde 
zur Notwendigkeit in Zisterzienserkirchen, wo der Westteil in scharfer Schei- 
dung den Laienbrüdern vorbehalten blieb. So ist schließlich doch die 
!) In Loceum liegt der Treppenturm an derselben Stelle wie in Arnsburg. Dort besteht auch 
eine Verbindung mit dem Schlafsaal, dafür aber ist der Turm nicht vom Kirchenraum aus zugäng- 
lich, die Treppe beginnt erst in Höhe des Schlafsaalfußbodens. In Marienstatt liegt die 
Treppe ebenfalls an der Südostecke des Querhauses, in Doberan an der Nordostecke, ein 
zweiter, niedrigerer für das Dach des südlichen Seitenschiffes an der Südwestecke. In Bronn- 
bach zweigt die Treppe von dem Podest der Schlafsaaltreppe ab, führt innerhalb der südlichen 
und südwestlichen Querhausmauer, dann oberhalb des westlichen Vierungsbogens zum Dach- 
geschoß und mündet dort, wo das Glockenseil den Scheitel des Bogens durchbricht. In Otter- 
berg liegt sie in starkwandigem, mit Satteldach und Giebel abschließendem Vorbau zwischen 
Langhaus und nördlichem Querhaus, eine zweite Wendeltreppe für das nördliche Seitenschiff- 
dach liegt im Westgiebel. In Maulbronn ein Treppenturm in der Mitte der westlichen Mauer 
des südlichen Querarmes. In Heisterbach in der nordwestlichen Ecke des Querhauses wie in 
Otterberg. In Ebrach in der Ecke zwischen Chor und südlichem Querarm. In Pforte wie 
in Georgenthalin der Nordmauer des Chores. In Schönau in fast selbständigem Turmbau 
an der Nordseite des Chores. Also immer in der Nähe der Vierung. — Anders in folgenden 
Kirchen: In Eberbach ist eine Treppe mit geraden Läufen in die Außenmauern des Lang- 
hauses an der Südwestecke eingebaut. In Lehnin liegt die Treppe im Innern eines Strebe- 
pfeilers am Westgiebel. In Chorin sind zwei Treppentürme zu beiden Seiten des Westgiebels 
symmetrisch angeordnet, um in der Architektur mitzusprechen, ebenso in Pelplin und Oliva. 
Auch in Kainsheim ein Treppenturm am Westgiebel. 
®) Auf dem Bild von 1761 ist er gar nieht angedeutet. 
        
  
  
  
  
  
   
    
    
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
   
  
	        
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