Kloster Arnsburg. Die Kirche. Langhaus. 71
des Langhauses läßt sich aus ihrer Verteilung nicht erschließen. Gleichartigkeit
besteht nur an den sechs Kapitellen des dritten, vierten und fünften Mittel-
schiffgurtes, sodaß man allerdings hier eine zusammenhängende Bautätigkeit
annehmen muß.
Die Anwendung des gebundenen Systems hat eine enge Pfeilerstellung
zur Folge. Sie beträgt in Arnsburg von Mitte bis Mitte Pfeiler 4,70. m. Die
Pfeiler haben eine Breite von 1,56 und 1,32 m, sodaß ein lichter Zwischenraum
von 3,26 m sich ergibt. Nur die westliche Öffnung ist um 60 cm breiter. Der
Eindruck der engen Pfeilerstellung wird gesteigert durch die Höhe der Pfeiler,
die in Arnsburg außergewöhnlich ist, 7,25 m bis Oberkante Kämpfer. So
ergibt sich ein sehr schlankes Verhältnis der Arkaden, hier wie in den Schwester-
klöstern Schönau und Otterberg — im Gegensatz zu dem Mutterkloster
Eberbach.
Zum Vergleich seien die Verhältnisse der lichten Öffnungen — bis Ober-
kante Kämpfer gemessen — zusammengestellt:
lichte Breite Höhe der Verhältnis
der Öffnung Pfeiler
EherBaoch.. u. 2 ra ug 5 4,90 m 1:1,49
Schönau _
östliche Hältte 2... 2.2.2..2.20m 6,50 m 1:32:03
westliche Hälfte .......2.2.....:5:.. 2,50 m 6,50 m 1:2,60
Otterbere: 2. un ar re 2,85 Mm 6,30 m 1:2,23
daneben vereinzelt . .-. ....:.....3,60 m 6,30 m 1.1.75
ndash nes lm 6,30 m 1:92,74
Arnsburg nen 7,25 m 1:2,22
In der Form der Scheidebögen findet am fünften Pfeilerpaar ein Wechsel Scheidebögen
statt (Abb. 47). Die vier östlichen Arkadenöffnungen jeder Seite haben nach
dem Mittelschiff zu gestelzte, nach den Seitenschiffen zu ungestelzte Rund-
bögen. Die letzteren nehmen zwei Drittel der Laibungstiefen ein. Auf ihrer
Trennungslinie entstehen sichelförmige Flächen. Die fünf westlichen Öff-
nungen haben Spitzbögen, unter der Mitte der Bögen spitzbogige Vorlagen,
die auf schräg anlaufenden, drei Steinschichten hohen Konsolen aufruhen. Das
Kämpferprofil verkröpft sich um die Konsolen herum; die kurzen, senkrechten
Konsolstücke unterhalb des Profils nehmen bei den Konsolen der Nordseite
an dem Zirkelschlag der Spitzbögen teil, sodaß hier eine Hufeisenform entsteht.
Ein Arkadengesims fehlt!).
Noch eine weitere Entwicklungsform nach. der Gotik zu ist vom fünften Strebepfeiler
Pfeilerpaar an festzustellen: Strebepfeiler an den Außenflächen der
Mittelschiffwände oberhalb der Seitenschiffgurte in Fortsetzung der Dreiviertel-
säulen (Abb. 57 u. 58). Zaghaft nur ging man an diese Neuerung heran, denn sie
1) Es fehlt auch in Eberbach, Bebenhausen, Loccum, Pforte, Heisterbach, ist aber vorhanden
in Otterbach, Bronnbach, Riddagshausen, Maulbronn, Ebrach, Marienthal, Heilsbronn, Walken-
ried und fast in allen französischen und italienischen Klosterkirchen.
Arkaden