Grüningen 91
v. Solms-Braunfels 1654 eine Kollekte genehmigte. Vier Jahre später berichtete
Amtmann Dr. Anton Glock an ihn, daß ‚‚in der ruinierten Kirche‘ kein Platz für
die gemeinherrschaftlichen Beamten vorhanden sei?).
In der Kriegsgeschichte des 18. Jahrhunderts spielt Grüningen eine ge-
wisse Rolle. Im Siebenjährigen Krieg, dessen Einwirkungen auf den Ort wir durch
die chronikalischen Aufzeichnungen des Pfarrers Heusler kennen, fand hier am
25. August 1762 ein erhebliches Gefecht zwischen dem Erbprinzen von Braun-
schweig und dem Prinzen Conde statt. Aber bekannter geworden ist Grüningen
durch eine Reiterschlacht großen Stils zwischen den Husaren und Dragonern des
französischen Generals Hoche und der Reiterei des österreichischen Feldmarschalls
Werneck am 21. April 1797, in der der Husarengeneral Ney den Österreichern auf
den Pohlheimer Wiesen in die Hände fiel?).
Im kirchlichen Verband gehörte Grüningen in das Archidiakonat S. Mariae
ad Gradus in Mainz, und zwar zur sedes Friedberg. Der Send, an dem auch die
einen eigenen Pfarrer besitzende Tochterkirche Holzheim teilzunehmen hatte,
wurde am Samstag nach Enthauptung Johannes des Täufers abgehalten?). Zum
Kirchspiel gehörten ferner die Kapelle in Dorfgüll und die Kapelle des hl. Nazarius
in Birnkheim®). Eingepfarrt waren außerdem Hofgüll und vor Gründung des
Klosters Altenburg die Burg Arnsburg mit einem großen Teil des dazugehörigen
Gebietes, insbesondere dem Altenburger Gelände. Arnsburg und Altenburg
werden mit der Klostergründung 1151 von Grüningen abgelöst und zu einer eigenen
Pfarrei verbunden). Aber diese Verhältnisse wirken auch nach der Gründung des
Klosters Arnsburg auf die Beziehungen zwischen den beiden Kirchen ein. Den An-
sprüchen der Pfarrei Grüningen auf den Zehnten von Vieh und aus Gütern des
Klosterhofes in Holzheim entzog sich Arnsburg mit dem Hinweis auf die päpst-
lichen Privilegien des Cisterzienserordens®). Von der Beitragspflicht zu den Kosten
von Bauten jeder Art in Kirche und Friedhof von Grüningen, zu denen es wegen
seiner Höfe Güll und in Holzheim sowie einiger zum Hof Meingozhusen (Mengshau-
sen) gehöriger Güterstücke herangezogen werden sollte, mußte sich das Kloster
im Jahre 1276 infolge eines Schiedsgerichtspruches erst freikaufen”).
Die Grüninger Kirche, ein Benefizium des Mainzer Stifts, zu dessen Archi-
diakonat sie gehörte, stand unter dem Patronat der weltlichen Herrschaft, ur-
sprünglich also wohl unter dem der Herren von Arnsburg und ihrer Erben. Philipp
v. Falkenstein überträgt aber das Patronat, das er bei einer Teilung der mit seinem
Vetter Johann gemeinsam besessenen Patronatskirchen 1360 in alleinigen Besitz
erhalten hatte®), im Jahre 1380 dem Kloster Arnsburg®). Zehn Jahre später
!) Akten im Fürstl. Archiv Braunfels.
?2) Rud. Mohr, Kriegsgeschichtliche Wanderungen S. 30 —45.
®) Würdtwein, Dioec. Mog. III, 11.
*) Würdtwein,a.a. O. III, 71 und Wagner, Wüst. I, 109£.
5) Grüsner, Dipl. Beiträge III, 132. — Landau, Wettereiba S. 67ff. — Das Dörfchen Arnsburg
gehörte zu Muschenheim.
°) AUB 13 u. 14.
?) AUB 153.
8) v.d.Roppin MOHGV 5 (1894) S. 91 Nr. 14.
°») Würdtwein, Dioec. Mog. III, 741f.
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