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emporenfreien Südwand zwischen dem ersten und zweiten Fenster. Der Haken,
der den Schalldeckel trug, ist noch an seinem Platze. Wir hätten demnach bis 1852
die Anordnung von Kanzel und Emporen gehabt, die im protestantischen Kirchen-
bau im allgemeinen erst nach dem großen Vorbild der Katharinenkirche in Frank-
furt (1678—81) üblich wurde, zu gleicher Zeit aber auch schon in den kleinen
Fachwerkkirchen des Vogelsberges eingeführt war. Es ist selbstverständlich nicht
ausgeschlossen, daß sie noch früher hier und da — in Holzheim 1632? — An-
wendung gefunden hatte. Der dreiseitige Schluß, der hier im Gegensatz zu den
nur um wenige Jahre älteren Kirchen von Hungen, Nidda, Wohnbach und Nieder-
weisel zum ersten Male auftritt, läßt das sogar für Holzheim als ziemlich sicher
erscheinen.
Bei der Freilegung der alten Malereien im Jahre 1932 zeigte sich nun, daß die
gemalten Fensterumrahmungen hinter den Emporen durchgehen. Die Art der
Malerei an den Brüstungen ist eine andere als die an den Fenstern. Beides läßt
darauf schließen, daß auch die Nordempore nicht ganz ursprünglich ist. Wann
aber könnte sie errichtet worden sein? Die seltsame Vertiefung der Füllungen,
denen die kräftigen Brüstungspfosten als Rahmen dienen, findet sich wieder im
benachbarten Eberstadt, dort stammt sie aus den Jahren 1692/93. Diese Zeit
dürfen wir auch für die
I u an Holzheimer Nord-Empore
m _ annehmen.
Freilich können wir
uns kein bestimmtes Bild
machen, wie die Kirche in
der Zeit von 1632 bis etwa
1693 ausgesehen haben
mag. Emporen muß sie ge-
habt haben, ohne sie wäre
eine protestantische Kirche
in jener Zeit undenkbart).
Sicher ist die Westempore
mit ihrer Stuckdecke schon
dagewesen, letztere stimmt
stilistisch mit der Haupt-
decke überein. Wenn Seiten-
emporen vorhanden waren,
sind es vielleicht nur
schmale Galerien gewesen
wie inWohnbach (1620/21),
mit Dockengeländern, wel-
che die Malereien der Fen-
sterumrahmungen durch-
Abb. 100. Kirche. W.
Malerei an Fenster und Emporenbrüstung.
‘) Das beweist auch der Vertrag mit den Meistern der Stuckdecke. S. unten.