Full text: Südlicher Teil ohne Arnsburg ([C, 3], Band 3)

   
  
  
  
  
132 Hungen 
Jahre jünger und nennt uns einen Lubrant clericus de Hohungen, der im Jahre 1183 
eine Urkunde bezeugt!). Die erste Erwähnung der Kirche geschieht im Jahre 1286. 
Die Pfarrkirche mit drei Altären und den Filialen Villingen, Nonnenroth, Meß- 
felden (wüst), sowie der Kapelle in Langsdorf gehört in das Friedberger Ruralkapitel 
des Archidiakonats St. Mariae ad Gradus in Mainz2). Wir finden sie zuerst im Be- 
sitze des Abtes von Hersfeld, der sie im Jahre 1346 mit anderen Kirchen zur Ver- 
besserung der Pfründen dem Konvent seines Stiftes schenkt und ihm im nächsten 
Jahre durch Erzbischof Gerlach von Mainz inkorporieren läßt?). Als das Haus 
“alkenstein 1403 dem Stift alle Rechte in der Hersfeldischen Mark abkaufte, be- 
fand sich auch das Patronat darunter, Erzbischof Werner von Trier, der letzte Fal- 
kensteiner, schenkte es mit allem Zubehör, Rechten und Einkünften fünf Jahre später 
dem Marienstift in Lich®), und Papst Martin V.ließ 1420 die Inkorporation folgen’). 
Seitdem gehören Pfarrei, Altäre und Filialen zu den Beneficien des Licher Stifts®). 
Von den Altären war der Marienaltar 1382 von der Stadt Hungen gestiftet 
und mit einem sedilhus, 1%, Huben, 24 Achtel Korn und 10 Pfund Heller für den 
Altaristen und Frühmesser begabt worden”). Der Katharinenaltar ist etwas jünger. 
Das Stift in Lich trat sein Verleihungsrecht 1439 an Katharina, die Witwe Gerhard 
Schotts in Frankfurt, ab gegen 400 Gulden, für welche 20 Gulden Rente zur Besse- 
rung des Priestereinkommens gekauft wurden. Dies ist die Grundlage des späteren 
sog. Schottschen Stipendiums. Trotzdem wird der Altar immer noch bei den 
Pfründen aufgeführt, deren Vergebung Dekan und Kapitel des Stifts zusteht. 
1527 treten Schottsche Erben die Kollatur an Graf Bernhard III. ab. Im Jahre 1564 
werden die Einkünfte des Altars zur Schule in Hungen bestimmt. Das Stipendium 
wandert dann zwischen Braunfels und Lich hin und her, bis es 1618 endgültig 
nach Braunfels fällt®). Der letzte Altar war dem heiligen Sebastian geweiht). 
Das Jahr der Einführung der Reformation in Solms-Braunfels steht nicht 
fest. Der Zeitpunkt mag auch örtlich verschieden sein. Die erste Kirchenvisitation 
hat 1558 stattgefunden, aber schon viel früher, unter Bernhard IlI., wurde in 
einzelnen Solmsischen Gemeinden, darunter in Hungen, das Abendmahl in beiderlei 
Gestalt gereicht, da — wie es in einem Bericht heißt — beide Solms durch die 
Finger sehen!®). Im Jahre 1564 ist jedenfalls die Reformation schon durchgeführt, 
denn damals werden Altarstiftungen für Schulzwecke bestimmt; gleichzeitig mit 
denen des Hungener Katharinenaltars auch diejenige des Bellersheimer Altars des 
heil. Nikolaust!). Die Altäre in der Hungener Kirche wurden abgerissen, aber 1591 
lag das Gotteshaus noch allenthalben voller Steine. Graf Konrad ließ es aus- 
I); Wenek III UB. 84. 
°) Würdtwein, Dioec. Mag. III, 86. — Johann, pastor zu Houngen, ist 1388 Mitglied des Kapitels. 
Ara. 0. S. 217. Nr VER 
°) Butte, Stift und Stadt Hersfeld im 14. Jahrhundert. Marburg 1911, Diss. S. 29. 
*) 1408 — Schmidt, Gesch. d. Großh. Hessen II, 147 —150. 
°) Juni 10. Or. im Stiftsarchiv in Lich. 
°) Ebel in Beiträge z. hess. Kirchengesch. III, 21. 
”) Kellner im Quartalbl. 1883 Nr. 3/4 S.35 und Abschrift im Pfarrarchiv. 
®) Akten im Archiv zu Braunfels. 
°) Schaums Repertorium in Braunfels. Würdtwein a. a. O. kennt den Altar noch nicht. 
1) Diehlin Beiträge z. hess. KG. I, 146. 
11) Archiv Braunfels. 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
    
     
	        
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